Leitha-Auen

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Naturschutzgebiet ohne Naturschutz

Ein bedrohter Auwald wirft die Frage auf: Wie effektiv schützt Österreich seine letzten natürlichen Lebensräume?

In den Leithaauen Niederösterreichs und des Burgenlands kann man mancherorts noch echte Auwälder sehen: urwaldähnliche Gebiete aus Erlen, Eichen und Ulmen, dazwischen Totholz, Altarme und Feuchtgebiete. Manche dieser Gebiete sind geschützt, und zwar als Teil des europaweiten "Natura 2000"-Netzwerks, das auf EU-Richtlinien basiert und verlangt, natürliche Lebensräume zu erhalten und vor jeder Verschlechterung für schützenswerte Fauna und Flora zu bewahren. In Österreich fällt das in die Kompetenz der Bundesländer.

Im niederösterreichischen Industrieviertel gleich südlich des Wiener Beckens schlagen einige Bürger:innen seit geraumer Zeit Alarm: Die Leithaau vor ihrer Haustür werde vor ihren Augen zerstört, sagen sie. Vielerorts sei etwa der ursprüngliche Baumbestand entnommen worden, die Wiederaufforstung sei mit Arten erfolgt, die dem Ökosystem fremd seien. Oder: Beim Wassermanagement werde in Kauf genommen, dass die geschützte Au immer wieder trockenfällt.

Die Landesregierung macht allgemein darauf aufmerksam, dass Natura 2000-Gebiete nicht als "Sperrzonen" gedacht sind - wirtschaftliche Nutzung sei sehr wohl möglich und manchmal sogar notwendig, etwa in den Fällen, wo gewachsene Kulturlandschaften selbst das schützenswerte Gut darstellen. Ein Anwohner der Leithaau hält dagegen: vom "günstigen Erhaltungszustand", den die EU verlangt und der Verschlechterungen für das Ökosystem verbietet, könne hier keine Rede sein.

Auch die EU-Kommission selbst sieht Probleme bei der Umsetzung des europaweiten Schutzgebiets-Netzwerk in Österreich. Seit Herbst 2022 läuft ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Republik. Den für den Naturschutz zuständigen Landesregierungen wird unter anderem vorgeworfen, bei der Ausweisung von Schutzgebieten, der rechtlichen Umsetzung und den vorgesehenen Verträglichkeitsprüfungen systematisch säumig zu sein.

Scheitert Österreich am Versuch, Naturschutz und landwirtschaftliche Nutzung zusammenzubringen? Wird es überhaupt ernsthaft versucht? Ein Lokalaugenschein und eine Einordnung.

Gestaltung: Xaver Forthuber

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