Heinrich von Angeli

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Betrifft: Geschichte

Heinrich von Angeli

Fürstenmaler und Kronzeuge der Gründerzeit
mit: Wolfgang Pfarl, Publizist und Autor

Die fünf Jahrzehnte zwischen dem Revolutionsjahr 1848 und der Jahrhundertwende werden als die Gründerzeit bezeichnet. Wirtschaftlicher, technologischer und wissenschaftlicher Fortschritt schufen die Basis für Industrialisierung, Exporthandel und ein internationales Bank- und Börsengeschäft von bis dahin unvorstellbaren Dimensionen.

In Wien herrschte ein Bauboom über Jahrzehnte durch das starke Anwachsen der Bevölkerung und die Neugestaltung der Stadt nach dem Schleifen der Basteien. In dieser spannenden Epoche verlangten der Adel und das selbstbewusst werdende Bürgertum Bauten, die innen wie außen repräsentativ zu sein hatten. Dafür kam der Historismus in Mode, ein Rückgriff auf Stile der Vergangenheit, eine Art Renaissance, am deutlichsten ablesbar an den Prachtbauten der Ringstraße.

Die Gründerzeit erreichte ihren Höhepunkt im Jahr 1873 mit der Wiener Weltausstellung. Als Folge der völlig überhitzten Konjunktur kam es acht Tage nach der Eröffnung am 1. Mai zum sogenannten Gründerkrach. Nicht nur die Wiener Börse brach zusammen. Banken folgten und unzählige Unternehmen gingen zugrunde. Auf dieser, auch noch unter anderen Unsternen stehenden Wiener Weltausstellung wurde schlagartig ein Maler berühmt, der es zum Porträtisten der österreichisch-ungarischen, der deutschen und russischen Monarchen und auch der englischen Königin bringt. Dieser "Fürstenmaler" war Heinrich von Angeli. Seine vorzüglichen Porträts, gemalt in halb Europa, ergeben eine Chronik der letzten Monarchen - alle, mit Ausnahme von Queen Victoria, dem Untergang zugehend. Angeli war ein Maler, der sich ganz im Stil der Gründerzeit stilistisch rückwärts wandte und in seiner Maltechnik und im Ausdruck nicht unähnlich den Holländern des 17. Jahrhunderts war. Er wurde darum auch der "van Dyck der Ringstrasse" genannt. Dementsprechend tragen seine 1 Portraits repräsentativen Charakter, sie sind aber erkennbar nicht geschmeichelt oder ‚geschönt'.

Um die Jahrhundertwende begann sich, bei nach wie vor guter Wirtschaftslage und Konjunktur, das Ende der Epoche der Gründerzeit abzuzeichnen. Die Gesellschaft war langsam des schwelgerisch gewordenen Dekors überdrüssig geworden, Im Jahr 1917, mitten im Krieg, malte Heinrich von Angeli für Kaiserin Zita sein letztes ‚monarchisches' Portrait. Ein Jahr später sind vier großen Reiche, die Österreich-Ungarische Monarchie, das Deutsche Reich, das Russland des Zaren und das osmanische Weltreich, untergegangen. Heinrich von Angeli sind alle seine ‚Hauptkunden', Queen Victoria ausgenommen, abhanden gekommen. Er starb 1925.

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Buchtipp:Wolfgang Pfarl: "Heinrich von Angeli. Ein paar Tage im Sommer 1924" ist im Verlag "Der Apfel" erschienen

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