Michaela Grubesa

APA/ROLAND SCHLAGER

Punkt eins

Aus Fehlern lernen - oder lieber nicht?

Über "Fehlerkultur" im Großen und Kleinen
Gast: Harald Schiffl, geschäftsführender Gesellschafter, clavis Kommunikationsberatung GmbH
Moderation: Alexander Musik
Anrufe kostenlos aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79
E-Mails an punkteins(at)orf.at

"Irren ist menschlich", heißt es. Wenn Fehler also unvermeidlich sind, stellt sich die Frage, wie man mit ihnen umgehen soll. Soll man sie, so lange wie möglich, unter den Teppich kehren? Einen Buhmann oder eine Buhfrau suchen, die sie ausbaden, um dann zum business as usual zurückzukehren? Oder soll man sie - horribile dictu - beim Namen nennen und transparent diskutieren? Dies wäre dann eine moderne Fehlerkultur, deren Augenmerk nicht auf der Fehlervermeidung läge, sondern auf dem offenen Umgang mit Fehlern, die in kleinen wie großen Organisationen oder ganzen Gesellschaften eben passieren können.
Harald Schiffl kennt sich als Kommunikationsberater mit Fehlerkultur aus. "Wenn in der Kommunikation etwas schief läuft, ist das immer wieder Startpunkt für Krisen", so Schiffl. "Dazu gehört auch, dass es in vielen Organisationen heute noch keine tragfähige und durchgängige Fehlerkultur und keinen klaren Umgang mit Kritik - ob von außen oder innen - gibt."

Anlässlich des Debakels rund um die Wahl des Parteichefs der SPÖ meinte der Hamburger "Spiegel": "Bei der Stichwahl zum neuen Chef der Sozialdemokratischen Partei wurde das Ergebnis der beiden Kandidaten vertauscht. Ja, einfach vertauscht. Excel-Tabelle, ‚technischer Fehler', hieß es entschuldigend - eine lächerliche Ausrede. Nein, nicht die Technik, sondern allein Menschen tragen Schuld an dem Schlammassel. (...) Nein, lustig ist an dieser folgenreichen Schluderei nichts, sie kann gefährliche Folgen nach sich ziehen. Denn dieses Operettenniveau lässt das Misstrauen gegen die demokratische Mitte wuchern."

Aber nicht nur die SPÖ steht beim Umgang mit Fehlern derzeit im Rampenlicht. Da sind auch die Vorwürfe gegen die Art und Weise der Betriebsführung durch Maria Happel als Direktorin des Max Reinhardt Seminars, der Schauspielschule der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien. Der Essayist Franz Schuh stellt in einem Kommentar im "Standard" Verbindungen her: "Was dort geschieht, reiht sich in die Geschehnisse in diesem Land ein: Auf dem langen Marsch in die Dritte Republik zeigen die eingebürgerten Institutionen Zerfallserscheinungen - am schlimmsten sind sie in der Passionsgeschichte der Sozialdemokratie. Deren Akteure versuchen die "Krise" - genauso wie die Direktorin des Reinhardt-Seminars - "als Chance" zu verkaufen. Die Leute können aber nicht mehr miteinander. Die Szene wird zu einem Schlachtfeld, auf dem der verlogene Ruf nach dem "Miteinander" erschallt."

Hätten sich Vorgänge wie diese - erst Vorwürfe, dann Rücktritte - mit einer anderen Fehlerkultur vermeiden lassen? Befördern nicht auch sie das Misstrauen gegen hermetisch erlebte Institutionen wie in diesem Fall das Reinhardt-Seminar?
Alexander Musik spricht darüber mit dem Kommunikationsberater Harald Schiffl, er berät nationale und internationale Organisationen, Unternehmen und Entscheidungsträger:innen in herausfordernden Situationen und ist Mitbegründer der Krisenkommunikation in Österreich.
Wie immer sind Sie eingeladen, sich an der Sendung zu beteiligen. Kostenlos aus ganz Österreich können Sie uns während der Sendung unter 0800 22 69 79 erreichen; oder Sie schreiben uns ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Alexander Musik

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Titel: Italian Concerto in F Major, BWV 971 I. Allegro
Ausführende: Sviatoslav Richter
Länge: 03:28 min
Label: DGG

Komponist/Komponistin: Daniel Koren/WA Mozart
Titel: A Little Night Music
Ausführende: Koren Ansambel
Länge: 04:52 min
Label: Finetune rec.

Komponist/Komponistin: C. Carson Parks
Titel: Something Stupid (davon 1 min. 17 sek. unterlegt)
Ausführende: Barry Martyn's Down Home Boys
Länge: 02:54 min
Label: Decca

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