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APA/HELMUT FOHRINGER

Moment

Zur Lage im Gesundheitswesen

Ärztinnen und Ärzte melden sich zu Wort.

Das öffentliche Gesundheitssystem krankt. Fehlende Betten, fehlendes Personal und lange, riskante Wartezeiten - auf eine Operation im Krankenhaus, auf einen Platz in einer Fachordination. Rasche Behandlung erhält man oft nur in Wahlarztpraxen und Privatspitälern. Die Zwei-Klassen-Medizin, vor der lange gewarnt wurde, ist teils Realität geworden.

Franziska Hauser ist überzeugte Kassenärztin, ihre Kollegin Barbara Lehner hat sich entschieden, Wahlärztin zu sein, nur so könne sie ihren Patient:innen die Zeit widmen, die gute Behandlung brauche. (Die Namen der Ärztinnen wurden auf ihren Wunsch geändert.) Beide sind sich aber einig: Wie das Gesundheitswesen organisiert ist, gehe an den Notwendigkeiten vorbei - wie schon der Honorarkatalog der Gesundheitskassen, der kaum ärztliche Gespräche ermögliche. Viele Patient:innen aber erwarten zu Recht Information, Aufklärung und Zeit in der Ordination.

Auch auf ärztlicher Seite haben sich die Ansprüche geändert. In ihrer Ausbildungszeit hätten sie 80, 90, manchmal 100 und mehr Stunden im Krankenhaus gearbeitet - unterbezahlt und am Ende ihrer Kräfte. Fragwürdige Zustände, die man sich nicht zurückwünscht - aber zumindest hätten sie, die Ärztinnen und Ärzte, enorm viel gelernt - und fehlende Ressourcen mit Esprit ausgeglichen. Heute fehle beides, im Spital wie im niedergelassenen Bereich. Den Hausarzt, die Hausärztin, die Tag und Nacht erreichbar seien, gebe es nicht mehr.
Franz Eder war ein solcher Arzt: 37 Jahre als Allgemeinmediziner im Mühlviertel in Waldhausen im Strudengau mit Leib und Seele für die Gesundheit der Bewohner "verantwortlich", wie er sagt. Möglich war das nur dank der Unterstützung seiner Frau. Dass junge Ärzte und Ärztinnen so nicht mehr arbeiten können und wollen wie er, vor allem in seiner Anfangszeit, das versteht er - und sieht verschiedene Gründe für die Malaise in der Krankenversorgung, von der Ausbildung über die Entlohnung bis zu Veränderungen in der Gesellschaft.

Eine "Sprechstunde" über die Entwicklungen und Fehlentwicklungen im Gesundheitssystem aus ärztlicher Sicht.


Gestaltung: Johann Kneihs

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