Praxis - Religion und Gesellschaft

Gendermedizin und Diversität

Erzbistum Köln: 300.000 Euro an Missbrauchsopfer +++ Herausforderung Demokratie: Wechsel an der Spitze der evangelischen Synode +++ Mangelnde Gendersensibilität in der Medizin

1. Erzbistum Köln: 300.000 Euro an Missbrauchsopfer

In der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland wurde vergangene Woche ein neues Kapitel eröffnet: Erstmals hat die staatliche Gerichtsbarkeit das Erzbistum Köln zu einer Zahlung von Schmerzengeld verurteilt. Jahrelang soll Georg Menne als Messdiener von einem Pfarrer vergewaltigt worden sein, insgesamt 320 Mal. Er hatte auf 805.000 Euro Schmerzengeld geklagt, 300.000 Euro hat ihm das Landgericht Köln zugesprochen, berichtet aus Deutschland Andreas Pfeifer.

Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, stellt aber schon jetzt einen Präzedenzfall und eine Zäsur dar: Denn zum ersten Mal ist es nicht nur zu einer außergerichtlichen Einigung gekommen, sondern zu einem Urteil gegen die römisch-katholische Kirche. Wäre ein vergleichbares Urteil auch in Österreich denkbar und wünschenswert, fragt Susanne Krischke.


2. Herausforderung Demokratie: Wechsel an der Spitze der evangelischen Synode

Ende Juni wählt die evangelische Synode in Österreich ihren neuen Präsidenten oder ihre neue Präsidentin. Der bisherige Synodenpräsident, Peter Krömer ist nach über 30 Jahren im Amt zurückgetreten. Die Synode ist das oberste gesetzgebende Organ der evangelischen Kirche und ihr Präsident, ihre Präsidentin, gilt als weltliches Pendant zum Bischof. Wer auch immer Ende Juni gewählt wird, muss damit nicht nur mit Herausforderungen wie den steigenden Austrittszahlen umgehen können, sondern darüber hinaus auch möglichst alle verschiedenen Strömungen der österreichischen evangelischen Kirche, von konservativ bis liberal, hinter sich vereinen. Konstantin Obermayr hat für PRAXIS die Nominierten, zwei Kandidatinnen und einen Kandidaten, getroffen und mit ihnen über die Zukunft ihrer Kirche gesprochen.


3. Mangelnde Gendersensibilität in der Medizin

Geschlechtergerechtigkeit - ein Ziel, das über weite Strecken immer noch nicht erreicht ist, auch in der Medizin. Erst vor etwa 30 Jahren hat man in der medizinischen Forschung langsam damit begonnen, Medikamente auch an sogenannten "Diversity Groups", also was Alter, Geschlecht, ethnischen Background oder sexuelle Orientierung betrifft divers zusammengesetzten Gruppen, zu testen. Bis dahin ist die Wirksamkeit von Medikamenten fast ausschließlich an weißen männlichen Patienten erforscht worden. Einzige Ausnahme ist die Fortpflanzungsmedizin.

Was Frauen betrifft, holt die Forschung langsam auf, doch bis heute fehlen teilweise immer noch Erkenntnisse darüber, wie etwa Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft oder Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Identitäten auf bestimmte Medikamente reagieren. Was patriarchales Denken in Gesellschaft und Religionen damit zu tun hat, darüber hat Judith Fürst mit der Kardiologin und Gendermedizinerin der Universität Innsbruck, Margarete Hochleitner und mit der katholischen Theologin und Ethikerin der Universität Salzburg, Angelika Walser gesprochen.

Service

Experte: Hohe Zahlung für Missbrauchsopfer „Zäsur“
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