Warnstreik in der Notaufnahme

29. Juni 2023, 13:00

Ein Mann kommt mit Verdacht auf einen Herzinfarkt in die Notaufnahme der Klinik Ottakring in Wien - er muss dort zwei Stunden auf eine Untersuchung warten. Solche Situationen sind für die dort beschäftigten Ärztinnen und Ärzte und die Pflegekräfte keine Ausnahme, sondern Alltag. Man müsse kranke Menschen abweisen, die eigentlich ein Spitalsbett brauchten und könne den Patientinnen und Patienten im Krankenhaus nicht die notwendige Aufmerksamkeit schenken, heißt es von den dort Beschäftigten. Es herrschten patientengefährdende Bedingungen und das medizinische Personal sei schwer überlastet.

Seit Monaten machen die Ärztinnen und Ärzte der Klinik Ottakring und anderer Spitäler der Stadt Wien auf die schwierige Situation aufmerksam, geändert hat sich jedoch nichts. Nun werden sie in der zentralen Notaufnahme in Ottakring am Freitag für eine Stunde die Arbeit niederlegen. Sie protestieren für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Dienstposten. Die Ärztekammer unterstützt den Warnstreik am Freitag, die Probleme in den Spitälern der Stadt Wien beobachte man österreichweit in nahezu allen Krankenhäusern: Es gebe zu wenig Personal, keine marktkonformen Gehälter sowie massive organisatorische sowie infrastrukturelle Mängel.

Die Stadt Wien und der Wiener Gesundheitsverbund können die Kritikpunkte des Streikkomitees dagegen nicht nachvollziehen: Alle Forderungen seien bereits erfüllt bzw. in Umsetzung befindlich. Kampfmaßnahmen betrachte man daher als nicht angemessen. Dass Ärztinnen und Ärzte im Spital fehlten führt der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker etwa auf die Nebenbeschäftigungen vieler Mediziner zurück. Die würden etwa in Wahlarztordinationen "dazu verdienen". Er fordert hier strengere Regelungen für Spitalsbedienstete. Und auch mit dieser Kritik sieht sich die streikende Ärzteschaft konfrontiert: Der Protest gehe auf Kosten der Patientinnen und Patienten.

Warum haben sich die Ärztinnen und Ärzte der Klinik Ottakring dazu entschlossen, zu streiken? Welche Missstände gibt es in Österreichs Spitälern und inwiefern gefährden diese die Sicherheit der Patientinnen und Patienten? Und welche Reformen braucht es, um eine gute medizinische Versorgung im Spital und im niedergelassenen Bereich österreichweit sicherzustellen? Darüber spricht Marlene Nowotny mit Aglaia Kotal, Ärztin in der Klinik Ottakring und Sprecherin des Streikkomitees, und mit Stefan Ferenci, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer.

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Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Marlene Nowotny