Mut zur Wut

30. Juni 2023, 06:57

Audre Lorde, Ikone des Schwarzen Feminismus, beschreibt, dass kollektive Wut eint und Mut dazu macht Rassismus-Erfahrungen aufzuarbeiten. "Wir können lernen, unsere Empfindungen zu respektieren und in Sprache zu überführen, damit sie geteilt werden können", schreibt sie. Und durch das Teilen, was einer widerfahren ist, entsteht ein neuer Raum. Einer, in dem wir durch die Wut Menschen identifizieren können, die sich als Verbündete deklarieren und jene, die sich klar abgrenzen.

Wut hat also nicht nur für den Körper eine reinigende Wirkung, sie klärt auch auf, wer auf wessen Seite steht. Wut wird zur Lupe, die ungerechte Verhältnisse vergrößert. Sich dieser Eigenschaften bewusst zu sein, einen Raum zu haben, das zu verbalisieren und mit Gleichgesinnten zu teilen, kann stärken und Veränderung bewirken. Wenn wir aber daran gehindert werden, diese Emotionen zu fühlen, wenn uns das abgesprochen wird, negiert wird, dann macht uns das klein, schwach, krank. Und mündet in einen Zustand der Ohnmacht.

Das ganze Spektrum an Emotionen. Das Unsichtbare sichtbar zu machen ist Teil der Emotionsarbeit, aber auch Teil der antirassistischen Arbeit. Raum für den Schmerz zu gewährleisten, um Raum für die Heilung zuzulassen.

Es kann nicht anders werden, wenn es nicht sein darf: Die Wut, die Enttäuschung, die Trauer, die Erschöpfung. Um also zu Mut, zu einem anderen Zustand zu finden, muss zuerst der Raum, die Möglichkeit da sein, um das fühlen und ausdrücken zu dürfen. Wir brauchen Räume für diesen Schmerz, Räume für unsere Gefühle. Sich immer wieder auf den Kampf einzulassen gegen Ungerechtigkeiten anzukämpfen, ist mutig. Mut, der aus der Wut geschöpft wird, wenn sie denn zugelassen wird.

Service

Amani Abuzahra, "Ein Ort namens Wut", Verlag Kremayr & Scheriau

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler