Ein Mann fotografiert ein Gemälde von Artemisia Gentileschi

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Gedanken für den Tag

Artemisia Gentileschi: Allegorie der Malerei

von Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museum Wien

Mit erhobener Hand führt sie einen Pinsel energisch über die Leinwand, in der anderen hält sie eine Farbpalette. Dabei blickt die Frau mit dem grünlichen Kleid und den schwarzen Haaren konzentriert auf ihre Arbeit. Der diagonal ins Bild gesetzte Körper erzeugt einen ungemein dynamischen Eindruck. Faszinierend sind das dramatische Licht- und Schattenspiel.

Am meisten beeindruckt mich aber die Darstellung leidenschaftlicher Hingabe an die Kunst, wie sie mir auf diesem Gemälde der italienischen Barockmalerin Artemisia Gentileschi begegnet. Es stammt aus dem Jahr 1638 und ist Teil der Royal Collection. Gemalt hat Gentileschi diese "Allegorie der Malerei" - die zugleich auch eine Art Selbstporträt ist - zu einer Zeit, als sie gerade in London war und am Höhepunkt ihrer Karriere an Aufträgen für das Königshaus gearbeitet hat.

Der Erfolg einer Frau in der männerdominierten Kunstwelt des Barock war alles andere als selbstverständlich. Dennoch ist Gentileschi zu Lebzeiten eine Berühmtheit gewesen, allerdings bald nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Ihre Werke sind zum Teil männlichen Kollegen zugeschrieben worden oder sie sind unbeachtet in Museen gehangen. Erst durch die Frauenbewegung der 1960er und 70er Jahre hat sich der Blick gewandelt, so dass Gentileschi und andere Malerinnen der Kunstgeschichte wie Sofonisba Anguissola, Lavinia Fontana oder Judith Leyster langsam aus der Versenkung geholt werden.

An Artemisia Gentileschi fasziniert mich nicht nur die Tatsache, dass die italienische Barockmalerin trotz aller Widrigkeiten unbeirrbar ihren Weg gegangen ist. Vor allem begeistert mich die Art und Weise, wie anders als ihre männlichen Kollegen sie Frauen auf Bildern dargestellt hat. Sie zeigt sie selbstbewusst, leidenschaftlich, in dem was sie tun, und wehrhaft. Kein Wunder also, dass die Barockmalerin zu ihrem 430. Geburtstag verehrt wird wie ein Rockstar.

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach 1685 - 1750
Album: BAROQUE FAVORITES: BELIEBTE STÜCKE AUS DEM BAROCK
Titel: Badinerie - 7.Satz aus der Suite (Ouvertüre) für Orchester Nr.2 in h-moll BWV 1067
Solist/Solistin: William Bennett
Orchester: English Chamber Orchestra
Leitung: Raymond Leppard
Länge: 01:30 min
Label: CBS MYK 42548

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