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Radiokolleg
Fischer von Erlach und die Zeit des Barock (1)
Eine prunkvolle Epoche
3. Juli 2023, 09:30
Die Barockzeit ist durch die Ambivalenz zwischen Prunk und Elend geprägt. Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung war es eine Zeit bitterer Armut, überschattet von Kriegen, Seuchen und Krankheiten. Dem gegenüber standen architektonische Meisterleistungen, die bis heute nichts von ihrem Glanz verloren haben. Zu den herausragendsten Architekten dieser Zeit zählte Johann Bernhard Fischer von Erlach, dessen Todestag sich heuer zum 300. Mal jährt.
Johann Bernhard Fischer von Erlach lebte und wirkte in der Ära des Barock. Eine Zeit, in der sich das vom Humanismus geprägte Weltbild der Renaissance stark verändert hat. Angetrieben wurde diese Entwicklung durch die Gegenreformation und das Ende des Dreißigjährigen Krieges. Daraus resultierte eine überbordende Lebensfreude, gleichzeitig war man sich der eigenen Endlichkeit bewusst.
Eine der beliebtesten Darstellungen des Barock sind deshalb Vanitas-Stillleben in denen Totenschädel das Zentrum bilden. Die Architektur des Barock ist durch geschwungene Formen charakterisiert. Die ästhetische Initialzündung zur großflächigen Verbreitung des neuen Stils war der Bau von Schloss Versailles in der Nähe von Paris. Dieses prachtvolle Ensemble wollten alle europäischen Adelshäuser nach Möglichkeit kopieren.
Dazu gehörte auch eine das Schloss umgebende Gartenanlage. In Versailles versinnbildlicht der barocke Garten mit seinen Kanälen, Alleen und Pflanzenchoreografien ein Weltherrschaftsmodell, in dessen Zentrum der König stand.
Dementsprechend drehte sich auch das gesamte höfische Leben um den Monarchen.
Die ständigen Feste und Veranstaltungen, bei denen der französische König Ludwig XIV. auch selbst als Tänzer oder Schauspieler auftrat, konzentrieren die Elite des Landes an einem einzigen Ort. Die lebensfrohen Ablenkungen sollten unter anderem auch den hohen Adel beschäftigen und damit potentielle Revolutionen verhindern. Um den eigenen Machtanspruch und den verschwenderischen Lebensstil nach außen hin zu legitimieren, wurde auf die göttliche Ordnung verwiesen, die um jeden Preis Fall aufrechterhalten werden musste.