MARIO LANG
Zeit-Ton
Nachruf auf echoraum-Gründer Werner Korn
Ein besonnener und uneitler Ermöglicher ist verstorben
6. Juli 2023, 23:03
Werner Korn ist diese Woche im Alter von 71 Jahren verstorben, wie Sara Zlanabitnig, die Co-Leiterin des Wiener echoraum, gegenüber "Zeit-Ton" bestätigt hat. Korn war ein aktiver, besonnener und uneitler Ermöglicher der Wiener Kulturszene. Er machte den echoraum zu einem der wichtigsten Wiener Veranstaltungs- und Produktionsorte für neue und experimentelle Musik.
Korn studierte von 1971 bis 1982 Architektur, organisierte aber bereits während seiner Studienzeit das Wiener Straßentheaterfestival (1979-1981). Von 1982 bis 1986 war er Mitgesellschafter und Redakteur bei der Wiener Stadtzeitung "Falter".
Der echoraum wurde 1988 von Joseph Hartmann und Werner Korn in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Tischlerei in der Sechshauser Straße 66 als Off-Theaterprojekt gegründet. Zu Beginn stand eine mehrjährige, ausschließliche Auseinandersetzung mit dem Werk Arno Schmidts. Dieser hatte zwar nie explizit für das Theater geschrieben, was allerdings die Möglichkeit bot, neben der Vertiefung in die Inhalte sowie deren Entwicklung und Erforschung auch geeignete Präsentationsformen für diese Texte zu finden.
Seit 1992 verlagerte sich der Schwerpunkt der Arbeit sukzessive auf Musikveranstaltungen, u.a. durch Kompositionsaufträge, CD-Aufnahmen und zahlreiche Kooperationen. In der edition echoraum erschien neben musikrelevanten Publikationen vor allem auch eine Reihe mit dem Schwerpunkt Kybernetik.
Neben Aufbau und Etablierung dieses Ortes des musikalischen, künstlerischen Experiments war Korn auch Mitorganisator des Wienerlied-Festivals "wean hean". Im Dezember 2022 erhielt er das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.
"Lebenslange Neugier und Lust am dialogischen, kooperativen Schaffen zeichneten Werner Korn, den wir so schmerzlich vermissen, aus. Werner Korn war immer ein Vorreiter, wenn es darum ging, dem Abseitigen eine Bühne zu geben und für das Experimentelle zu kämpfen", erinnert Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler in einer Aussendung an das Engagement des Publizisten und Kulturveranstalters. "Mit dem Echoraum, den er noch bis 2021 leitete, schuf Werner Korn einen Raum für Diskurs, Begegnung und Auseinandersetzung mit dem wenig Gehörten, wenig Gesehenen und wenig Gelesenen. So war es wesentlich auch sein Verdienst, dass sich künstlerische Grundlagenforschung in Österreich etablieren konnte."
"Es gelang Werner Korn, als Brückenbauer zwischen Kultur und Publikum das Besondere nicht nur in den Fokus zu rücken, sondern auch Menschen dafür zu begeistern. In tiefer Trauer müssen wir uns von diesem für die Österreichische, aber besonders für die Wiener Kulturszene so wichtigen Menschen verabschieden. Meine Anteilnahme gilt allen Freundinnen und Freunden, Wegbegleiter:innen und natürlich besonders seiner Familie", so Kaup-Hasler.
Bernard Günther, Künstlerischer Leiter des Festivals Wien Modern, würdigte Korn auf Facebook als "vermutlich besten Zuhörer der Stadt": "Er war als Veranstalter und Kurator ein inspirierendes Musterbeispiel an Offenheit, Bescheidenheit, Klugheit, Humor und mitreißender Begeisterung. Gemeinsam mit seinen Nachfolgerinnen im echoraum hat er einen Generationenwechsel eingeleitet, von dem sich viele Institutionen eine Scheibe abschneiden könnten. Er verkörperte die Vision eines quicklebendigen, widersprüchlichen, entdeckungsfreudigen Wiener Musiklebens, das sehr viel Besseres zu bieten hat als das Große, Berühmte, Altbekannte und Offensichtliche."
Ende 2021 hat Korn die Leitung des echoraum nach einer dreijährigen Übergangsphase an Sara Zlanabitnig und Alisa Beck übergeben. Wir wiederholen in dieser "Zeit-Ton"-Sendung ein Interview, das Susanna Niedermayr aus Anlass dieses Generationenwechsels mit Korn, Zlanabitnig und Beck geführt hat.
Service
Sendereihe
Gestaltung
- Susanna Niedermayr
- Rainer Elstner
Playlist
Komponist/Komponistin: Anestis Logothetis/(1921-1994)
Gesamttitel: Konzert WMOD 20211120 D3832/1-8 Logothetis 100.Geburtstag / MZ: 1.08.13 GZ: 1.12.26 (WMOD211120-5)
Titel: D3832/5 "Mäandros (1963)"
Ausführende: Pneuma Ensemble
Ausführender/Ausführende: Christine Gnigler /Blockflöte
Ausführender/Ausführende: Bernhard Höchtel /Synthesizer
Ausführender/Ausführende: Jakob Gnigler /Saxophon
Ausführender/Ausführende: Robert Pockfuß /E- Gitarre
Solist/Solistin: Manu Mayr /E- Bass
Länge: 02:18 min
Label: Universal Edition
Komponist/Komponistin: Heimo Wisser
Titel: Alles in einem Kopf - Lust und Reibung
Ausführende: Vienna Brass (Rudi Korp, Helmut Demmer, Yuquan Wang, Erik Hainzl, Anton Wagnes)
Länge: 04:54 min
Label: VL: Extraplatte EX 208-2
Komponist/Komponistin: Franz Hautzinger
Titel: Unken
Ausführende: Franz Hautzinger
Länge: 05:55 min
Label: VL: loewenhertz 018
Komponist/Komponistin: Marina Rosenfeld
Titel: theforestthegardenthesea
Ausführende: Marina Rosenfeld
Länge: 05:54 min
Label: VL: charhizma 003
Komponist/Komponistin: Anestis Logothetis/(1921-1994)
Gesamttitel: Konzert WMOD 20211120 D3832/1-8 Logothetis 100.Geburtstag / MZ: 1.08.13 GZ: 1.12.26 (WMOD211120-5)
Titel: D3832/5 "Mäandros (1963)"
Ausführende: Pneuma Ensemble
Ausführender/Ausführende: Christine Gnigler /Blockflöte
Ausführender/Ausführende: Bernhard Höchtel /Synthesizer
Ausführender/Ausführende: Jakob Gnigler /Saxophon
Ausführender/Ausführende: Robert Pockfuß /E- Gitarre
Solist/Solistin: Manu Mayr /E- Bass
Länge: 07:04 min
Label: Universal Edition