Bub und Mann mit Tätowierung

PICTUREDESK.COM/WESTEND61/PHILIP WATERMAN

Punkt eins

Tattoo - der Körper als Leinwand

Von traditionellen Riten über soziales Stigma bis hin zum Massenphänomen. Gäste: Dr. Stephanie Weber, Literaturwissenschaftlerin, Arbeitsgemeinschaft Hautbilder am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien & Mika Freitag, Tätowierer und Inhaber eines Tattoo-Studios. Moderation: Andreas Obrecht. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Je heißer es im Sommer wird, desto mehr Haut wird sichtbar - und mit ihr die Tattoos, die stolz getragen werden. In nur wenigen Jahren ist aus einer kulturellen Praxis, die nur bestimmten sozialen Gruppen vorbehalten war, ein Massenphänomen geworden. Schätzungen zufolge sollen 40% der 18- bis 35-Jährigen in Österreich tätowiert sein, wobei der ästhetischen Gestaltung der Körperbilder keine Grenzen gesetzt sind: Profane und religiöse Symbole, Zeichen, Namen, Bilder, Sprüche, ganze farbenprächtige Kunstwerke zieren die Körper. Aber: Was verrät das Tattoo eigentlich über seine Trägerinnen und Träger?

Der Begriff Tätowierung geht auf das polynesische Wort Tatau für Zeichen zurück. Im 18. Jahrhundert ließen sich Seefahrer Tattoos ritzen und brachten diese aus dem Südpazifik in die Häfen Europas. Doch schon lange zuvor war die "Stechmalerei" auch in Europa bekannt. So lassen sich auf Ötzi, der ältesten und bestens erhaltenen Mumie der Welt, zahlreiche Tattoos finden. Auch die Kulturanthropologie kennt kaum eine indigene Gesellschaft, in der Tattoos keine rituelle oder symbolische Rolle spielen. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein galten Tattoos in Europa als Code bestimmter sozialer Gruppen - von Matrosen, sozial Deklassierten, Kriminellen etc. Der bürgerlichen Welt galten Tattoos als soziales Stigma, als Selbstetikettierung antibürgerlicher Schichten und Lebensentwürfe. Das hat sich völlig gewandelt. Tattoos sind zu einem Massenphänomen geworden - quer durch die Gesellschaft und Altersgruppen.

Warum lassen sich so viele Menschen tätowieren? Gibt es Unterschiede zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Motivation und der Gestaltung der Tattoos? Welche Bedeutung haben Tattoos in der Popkultur, im Film und in der Literatur? Was sind die beliebtesten Motive und was sagt die Ikonographie der zeitgenössischen Hautbilder über unsere Gesellschaft aus? Versprechen Tattoos mehr Freiheit und Individualität? Was soll den Betrachtern der Tattoos vermittelt werden?

Zu Gast bei Andreas Obrecht sind die Literaturwissenschaftlerin Stephanie Weber, die auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Hautbilder am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien ist, und Mika Freitag, Tätowierer und Inhaber eines Tattoo-Studios.

Stephanie Weber hat sich wissenschaftlich insbesondere mit der Bedeutung von Tattoos in der Popkultur, im Film und in der Literatur befasst. Mika Freitag weiß über die Motivationen und Wünsche seiner Kundschaft nach bald 20-jähriger Praxis als Tätowierer zu berichten.

Wie immer freut sich die Punkt eins Redaktion über Ihre Teilnahme an der Diskussion unter 0800 22 69 79 telefonisch während der Sendung oder unter punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Playlist

Untertitel: Stefan Heckel
Titel: Late Bar
Ausführende: Stefan Heckel Group
Länge: 05:32 min
Label: sessionworkrec.

Untertitel: Stefan Heckel
Titel: Pfau
Ausführende: Stefan Heckel Group
Länge: 04:59 min
Label: sessionworkrec.

Untertitel: Stefan Heckel
Titel: Ashes Rising
Ausführende: Stefan Heckel Group
Länge: 05:40 min
Label: sessionworkrec.

weiteren Inhalt einblenden