Rutscht der Hang, bröckelt der Berg?

9. August 2023, 13:00

Die Pegelstände sinken, das Wetter hat sich beruhigt, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt: Hangrutsche, Unterspülungen und Evakuierungen halten die Einsatzkräfte, das Bundesheer und die Landesgeologen wie den Kärntner Franz Goldschmidt nach wie vor in Atem. Er ist im Dauereinsatz von der Früh weg bis zum Einbruch der Dunkelheit. Der Hubschrauber holt ihn spontan ab und fliegt ihn von Einsatz zu Einsatz, berichtet er in einem Telefonat am Dienstagmorgen und muss daher seine Teilnahme an der Diskussion absagen. Die Böden sind voller Wasser, das nur langsam abfließt und bis in tiefe Schichten aufgeweicht.

Hunderte Hänge sind in Kärnten, der Steiermark und Slowenien in Folge des schweren Unwetters ins Rutschen geraten. Häuser wurden unter Geröll und Schlamm begraben, Murgänge haben ganze Höfe, Dörfer, Stadtteile völlig zerstört, Existenzen vernichtet, Infrastruktur wie Straßen, Schienen und Stromleitungen massiv beschädigt. Die Helferinnen und Helfer geraten an ihre Grenzen. Die ORF-Initiative "Österreich hilft Österreich" hat gemeinsam mit ihren
Partnerorganisationen (Österreichisches Rotes Kreuz, Caritas, Diakonie, Hilfswerk und Volkshilfe) eine Hilfsaktion für die Hochwasseropfer gestartet.

Gebietsweise hatte es in nur 48 Stunden mehr geregnet als in einem durchschnittlichen gesamten August, und die Böden waren in Teilen der betroffenen Regionen vom fast täglichen Regen der Vorwochen bereits vollgesogen.

Wie kann man das Risiko von so genannten Massenbewegungen wie Hangrutschungen einschätzen und konkret vorhersagen? Welche Anzeichen gibt es, dass Berg oder Boden in Bewegung geraten könnten? Wie analysieren die Landesgeologen die Lage an Ort und Stelle und wie klären sie, ob noch ein Teil eines Hanges ins Rutschen gerät oder ob die Menschen bereits zurück in ihre Häuser können? Welche Schutzmaßnahmen gibt es? Und wie steht es um die Lehren, Perspektiven und das (politische) Bewusstsein vor dem Hintergrund zunehmender Extremwetterereignisse - wenn mit der Klimakrise auch der "Kitt der Berge" schmilzt, das Gestein mobilisiert wird und sich zugleich die Nutzung massiv verändert und damit das Schadenspotenzial steigt?

Fragen wie diese beantworten und diskutieren der Salzburger Geologe Gerald Valentin, der Innsbrucker Geotechnik-Professor Robert Hofmann und der Wiener Geophysiker Robert Supper als Gäste bei Barbara Zeithammer.

Felsstürze, Murgänge, Steinschlag, tauender Permafrost - der Geologe Gerald Valentin vom Landesgeologischen Dienst des Landes Salzburg weiß als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer und Amtssachverständiger für alpine Sicherheit aus jahrzehntelanger beruflicher und umfangreicher persönlicher Erfahrung über den Zustand der Hänge und Berge Salzburgs sehr genau zu berichten.

Dr. Robert Hofmann ist Professor im Arbeitsbereich für Geotechnik am Institut für Infrastruktur der Universität Innsbruck und erforscht unter anderem Steinschlagschutz, Schutzbauwerke gegen Massenbewegungen oder Erosionen im Dammbau.

Der Geophysiker Robert Supper, Bereichsdirektor für Geophysik und Angewandte Geologie bei GeoSphere Austria, hat einen guten Überblick über das ganze Land und die bekannten, aber auch neue Gefahrenzonen.

Rufen Sie uns an, berichten Sie uns, was Sie erlebt haben, stellen Sie Ihre Fragen: kostenfrei aus ganz Österreich unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at

Sendereihe

• Punkt eins

Gestaltung

• Barbara Zeithammer