Trance-Tanz, Voodoo

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Das Ö1 Gesundheitsmagazin

Voodoo - von Heilungsritualen und Besessenheit


Trancen und Trommeln, um mit den Vorfahren in Verbindung zu treten

Diesmal geht es um Voodoo. Nicht gerade aus unseren Breiten stammend, aber extrem interessant und gleichzeitig von Nichtpraktizierenden kaum zu verstehen.

In westlichen Spielfilmen wird dieser Kult vor allem mit Opferdarbringungen und der Anwendung von weißer und schwarzer Magie in Verbindung gebracht. Diese Religion stammt ursprünglich aus Westafrika. Geografisch gelten Benin und Togo als die Wiegen des Voodoo. Durch den Sklavenhandel breitete sich die Glaubensrichtung auch in der Karibik, insbesondere in Haiti aus. Und von dort durch Auswanderung auf dem amerikanischen Kontinent. Voodoo enthält viele Teile anderer Religionen darunter auch der christlichen - ist also eine synkretistische Religion. Schätzungen gehen davon aus, dass es weltweit rund 60 Millionen Voodooci gibt.
Dieser Kult wird als wichtiger Teil des spirituellen Erbes der Ursprungskulturen betrachtet.

Die etymologische Wurzel des Wortes stammt aus der Fon-Sprache aus dem südlichen Benin und bedeutet: "Gottheit" oder "Das, was man nicht sehen kann".
Voodoo kennt eine Schöpfergottheit, die von den Gläubigen aber nicht direkt angesprochen werden kann. Daher wenden sie sich an andere Gottheiten, Heilige, Geister und Geistwesen. Und davon gibt es Hunderte.

Die Zeremonien, die auch zu Heilungszwecken eingesetzt werden, sind für unsere Begriffe spektakulär.
Trancen, bei denen es auch zu Besessenheits-Phänomenen kommen kann. Ekstatische Tänze, das Schlachten von Hühnern und das Verspritzen von Rum zählen ebenfalls zu den Elementen von Voodoo. Auch das Malträtieren von Puppen aus Wachs oder Stoff mit Nadeln, um anderen Personen zu schaden, ist ein Element - aber eben nur eines von vielen. Bekannt geworden insbesondere durch Hollywoodfilme, in denen vor allem das Grauen und schwarze Magie das Publikum anlocken sollen.

Die Trommeln sind nicht nur für den Rhythmus zuständig - sie spielen eine zentrale Rolle bei den Zeremonien. Denn durch sie kann der Kontakt zu den verstorbenen Vorfahren hergestellt werden. Diese "reiten" dann die Tänzerinnen und Tänzer. Trance und Ekstase pur.

Voodoo ist in Wahrheit eine komplexe Weltanschauung mit sozialen, medizinischen und religiösen Aspekten und hat viele Namen und Gesichter. Es lässt sich schwer kategorisieren, denn es gibt kein Buch wie die Bibel oder den Koran, das diesen Glauben beschreibt.

Die Vorsteherinnen und Leiter der Zeremonien sind meist Heilerinnen, Priester und Psychotherapeutinnen in einer Person. Gleichgewicht, Gemeinschaft, Heilung und die Verbindung zu den verstorbenen Verwandten sind zentrale Aspekte.
Maria Harmer berichtet über einen der rätselhaftesten Kulte. Eine Sendung, die Ihr Blut zum Kochen bringen wird.

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DDr. Werner Zips
Institut für Kultur- und Sozialanthropologie
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Weitere Informationen:

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