Grafik, bunte Sprechblasen

AP/IKONI/GARY WATERS

Radiokolleg

Warum Worte machen? Über das Sprechen, Phantasieren und Denken (1)

Laute: Von der Verständigung zur Kulturleistung

Für den Menschen ist die Sprache das Mittel der Verständigung. Dass dabei auch Laute und Intonation eine Rolle spielen, ist uns weniger bewusst. Wenn wir aber Tieren zuhören, klingt das selbstverständlich. Warum brauchen wir ein komplexes Sprachsystem aus Zeichen und Bedeutungen? Die Kognitionsforschung an Krähen zeigt, wie das Problemlösen mit Hilfe von Gesten und die Evolution der Sprache zusammenhängen.

Der Mensch kann sprechen, weil ihn sein zentrales Nervensystem dazu befähigt. Nicht die Stimmwerkzeuge sind dafür ausschlaggebend, sondern unser Gehirn und seine Leistungen, wie auch die Hirnforscherin Angela Friederici nachweist und pränatales Erleben untersucht: den Rhythmus im Uterus, den Einfluss der mütterlichen Stimme auf das Kind, die Bedeutung der Umweltgeräusche, die der Säugling aufnimmt. Sie fand heraus, das französische Babys anders schreien als deutsche.

Die Stimme der Mutter ist also entscheidend. Aber ebenso ihre Fähigkeit, Emotionen und Bedürfnisse des Babys zu spiegeln. Die ersten frühen Beziehungserfahrungen prägen unser Vermögen, in Kontakt zu treten - auch jenseits von Sprache. Das beschäftigt auch die Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber vom Sigmund Freud Institut Frankfurt, wenn sie von verkörperten Erfahrungen spricht.

Doch einfache Lautproduktionen, oft zunächst nur Nachahmungen, auch das zeigt die Evolution, machen Mensch und Tier oft auch einfach nur Spaß - und nicht immer geht es dabei um gezielte Verständigung. Die Laute sind mit Bewegung verbunden. Beobachtet man das Verhalten von Krähen und Raben, zeigen sich sogar musikalische Fähigkeiten. Tecumseh Fitch nennt das "Danceroutine" und "show off".

Er betont sogar, dass es seit Darwin auch um Ästhetik und um die Schönheit bei der Verständigung untereinander geht, um nonverbale Zeichen-Sprache also. Die Vokalisation der Tiere ist dabei gar nicht so weit von der menschlichen entfernt. Es gibt Formen der Grammatik, eine Art von Struktur, und auch die Funktion ihrer Lautäußerungen ist unserer Sprache ähnlich: Es geht um Kommunikation, die Ordnung des sozialen Gefüges, um Problemlösung, sogar um Täuschungsmanöver und Prosodien beim Erlernen von Sprache.

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  • Katrin Mackowski