Glaswand im ORF Zentrum

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Krieg, Lügen und Videos

Dreißig Sekunden Fehlerkultur in der "Zeit im Bild" vor Millionenpublikum: in einem Beitrag von Christian Wehrschütz über Korruptionsbekämpfung in der Ukraine waren Video-Sequenzen zu sehen, die russische Propaganda enthielten und nicht das zeigten, was im Text behauptet wurde. Faktenchecker haben das aufgedeckt, und der ORF hat es nach einer Überprüfung richtiggestellt. Ein wichtiger Schritt, der aber vielen - auch im eigenen Haus - zu wenig weit geht. Die Affäre holt den Kriegsberichterstatter Wehrschütz vor den Vorhang, und in den Applaus mischen sich viele Buh-Rufe.

Nachrichten über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gehören seit eineinhalb Jahren zu unserem Alltag, doch die Unterstützung für Kiew nimmt spürbar ab. Russische Desinformation und vom Kreml gesteuerte Narrative tragen dazu bei, die Solidarität des Westens zu untergraben, und in Österreich fällt die Propaganda auf besonders fruchtbaren Boden, wissen Expertinnen und Experten. Welche russland-freundlichen Erzählungen halten sich hartnäckig und wer verbreitet diese? Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig nennt die ÖVP-nahe Website "Exxpress", die sich durch meinungsstarke Berichterstattung womöglich einen "Klickvorteil" erhoffe.

Faktencheck unter Sirenen-Geheul

Die zentrale Frage ist: Wie gehen Journalistinnen und Journalisten, die aus der und über die Ukraine berichten, mit dieser Propaganda-Maschinerie um? Die Gefahr einer "False Balance" ist groß, nämlich dass das Bemühen um Objektivität missverstanden wird. Natürlich müsse man auch kritisch über die Regierung in Kiew und Präsident Wolodymyr Selenskyj berichten, sagt Vassili Golod im #doublecheck-Interview. Er berichtet für die ARD aus der Ukraine und meint so wie andere Korrespondentinnen und Korrespondenten, dass man nicht verschleiern dürfe, wer in diesem Krieg der Aggressor ist.

Unser Mann in Kiew und am Balkan

Auslöser für eine heftige und zum Teil sehr emotionale Diskussion über den Umgang der Medien mit russischer Propaganda war ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz, der seit Kriegsbeginn nicht nur aus der Ukraine, sondern auch immer wieder vom Balkan berichtet hat und berichtet. Wehrschütz polarisiert - ein Fehler in einem Beitrag, und er steht im Kreuzfeuer auch überzogener Kritik. Der Boulevard und höchste Regierungsstellen erklären ihn erst recht zum Helden. Hinter diesen Schaukämpfen tun sich Fragen auf: Mutet er sich oder der ORF ihm zu viel zu? Wie kann einer allein eine solche Aufgabe bewältigen? Und wären gerade für eine so zentrale Korrespondenten-Stelle nicht verschiedene Blickwinkel wichtig? #doublecheck hat versucht, Antworten darauf zu bekommen.

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

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