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Punkt eins
Raubkunst und die Glaubwürdigkeit von Museen
Koloniale Kunst zwischen Konservierung und Rückgabe.
Gast: Mariama Barbara Jurema de Brito Henn, Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien, Universität Wien.
Moderation: Marlene Nowotny.
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4. September 2023, 13:00
Großbritannien war einst die größte Kolonialmacht der Welt. Sichtbar wird das unter anderem im British Museum, das eine der wichtigsten kulturgeschichtlichen Sammlungen der Welt besitzt. Der jüngste Skandal um das Museum hat die Debatte über koloniale Raubkunst in Europa abermals angefeuert: Mehr als 1.000 Objekte sollen in den vergangenen Jahren aus der Sammlung verschwunden sein. Dass der Diebstahl so lange unbemerkt blieb, dürfte an lückenhaft geführten Inventarlisten liegen.
Bei den gestohlenen Objekten scheint es sich hauptsächlich um antike Objekte zu handeln, Schmuck und Münzen. In sozialen Netzwerken äußerten sich zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer kritisch über das einflussreiche Museum, das im Zusammenhang mit Restitutionsdebatten schon als größter Hehler der Welt beschimpft wurde - nun sei es selbst Opfer einer Raubaktion geworden. Und auch aus Griechenland gab es Kritik: Dort fordert man seit rund 200 Jahren die Rückgabe der antiken Parthenon-Skulpturen vom British Museum. Das Argument, die Artefakte seien in der finanziell gut ausgestatteten Sammlung besser aufgehoben als an ihrem Herkunftsort, halte nun gar nicht mehr.
Auch in Österreich gibt es laufend Debatten über die Herkunft von Sammlungsobjekten heimischer Museen. Dabei zog man sich lange auf den Standpunkt zurück, Österreich sei nie Kolonialmacht gewesen. Objekte aus Asien, Afrika oder Südamerika seien im Interesse der Forschung gesammelt und gekauft worden, etwa im Zusammenhang mit Entdeckungsreisen. Beispiele dafür sind etwa Gebeine, die auf Forschungsreisen in Neuseeland entwendet wurden. Das Naturhistorische Museum gab sie im vergangenen Jahr an Neuseeland zurück.
Mariama de Brito Henn beschäftigt sich in ihrer Forschung am Fakultätszentrum für transdisziplinäre historisch-kulturwissenschaftliche Studien der Universität Wien mit der drängenden Dekolonisierung von Museen. Dabei geht es nicht nur um die Ausstellungsräume, sondern auch die Depots. Marlene Nowotny spricht mit ihr über notwendige Provenienzforschung, veraltete Konservierungspraktiken und aktuelle Museumspolitik.
Wie steht es in Österreich um die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte im Museum und hiesigen Sammlungen? Wie sollten Sammlungsobjekte inventarisiert und konserviert werden, damit sie den Herstellungspraktiken der Herkunftsländer gerecht und ihre Herkunft geklärt werden kann? Und wie sollte sich die historische Aufarbeitung in der Museumspolitik niederschlagen? Rufen Sie uns an und diskutieren Sie mit: unter 0800 22 69 79 oder unter punkteins(at)orf.at.
Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Sonny Rollins
Album: Diane
Titel: "Pent-up House"
Ausführende: Chet Baker, Trompete
Ausführende: Paul Bley, Klavier
Länge: 03:56 min
Label: Steeple Chase SCCD31207
Komponist/Komponistin: Chet Baker & Paul Bley
Album: Diane
Titel: Skidadidlin'
Ausführende: Chet Baker, Trompete
Ausführende: Paul Bley, Klavier
Länge: 04:15 min
Label: Steeple Chase SCCD31207
Komponist/Komponistin: Irving Berlin
Album: Diane
Titel: "How Deep is The Ocean"
Ausführende: Chet Baker, Trompete
Ausführende: Paul Bley, Klavier
Länge: 05:17 min
Label: Steeple Chase SCCD31207