Max Reinhardt

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Gedanken für den Tag

Max Reinhardt und der Antisemitismus

Helga Rabl-Stadler, ehemalige Präsidentin der Salzburger Festspiele, zum 150. Geburtstag von Max Reinhardt

"Ein guter Jude wie Reinhardt ist mir lieber als ein schlechter Christ", dieser markige Spruch wird Erzbischof Ignaz Rieder zugeschrieben. Er erwies sich als Schutzengel der Salzburger Festspiele und speziell von deren Gründer Max Reinhardt.

Da die galoppierende Inflation alles für den Bau eines Festspielhauses angesparte Geld weggefressen hatte, suchte Max Reinhardt 1920 verzweifelt einen Ort für die erste Aufführung des "Jedermann" und bat im Juli den Erzbischof um den Domplatz. Dessen "Ja" trotz des Gegenwinds, gerade in kirchlichen Kreisen, ließ am 22. August 1920 die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele schlagen. Und der Domplatz, als Notlösung erfunden, hat sich seither hunderte Male als Ideallösung erwiesen.

Geradezu als Schutzpatron der in ihren Anfängen immer wieder vom finanziellen Zusammenbruch bedrohten Festspiele, wirkte der damalige Landeshauptmann Franz Rehrl. Dies wusste Max Reinhardt aufs Rührendste zu würdigen.

1930 ließ er dem Landesherrlichen Fürsprecher aus seinem eigenen Geld eine Büste anfertigen. Dazu Reinhardt wörtlich: "Weil es mindestens so viel bedeutet, künstlerische Dinge zu ermöglichen, wie sie zu ersinnen". Rehrl bekannte sich, auch als die illegalen Nazis in Salzburg immer lauter wurden, demonstrativ zu Reinhardt. Er verlieh ihm das Große Verdienstkreuz und er benannte den Platz vor dem Festspielhaus nach ihm.

Aber das letzte, vernichtende Wort hatten die Nationalsozialisten. Reinhardt war zwar vor ihrem physischen Zugriff sicher in Amerika. Aber sie vertrieben ihn quasi ein zweites Mal aus der Stadt, die ihm so viel verdankt. Sie verbrannten nämlich bei der einzigen in Österreich stattfindenden Bücherverbrennung am Residenzplatz am 30. April 1938 absichtsvoll die Reinhardt Monografie.

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Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Johann Sebastian Bach
Album: 100 Jahre Salzburger Festspiele. Schätze aus dem ORF Archiv
Titel: Goldberg-Variationen BWV 988/Ausschnitt (tw. 2x gespielt)
Solist/Solistin: Glenn Gould
Länge: 00:48 min
Label: ORF Ö1 CD820

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