Eine Installation von blutroten Schuhen, die als Mahnmal für Gewalt gegen Frauen dienen sollen

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Männergewalt - und was man dagegen tun kann.

Jeder dritte Mann zwischen 18 und 35 Jahren findet es akzeptabel, beim Streit mit der Partnerin handgreiflich zu werden. Das belegt eine aktuelle Studie aus Deutschland. Trotz #metoo und öffentlichem Aufschrei gegen Gewalt an Frauen zeigt sie: Auch in der jungen Männer-Generation sind patriarchale Geschlechterstereotype tief verankert.

Auch glauben knapp dreiviertel der jungen Männer, die in der Studie mitgemacht haben, ihre persönlichen Probleme selbst lösen zu müssen, ohne um Hilfe zu bitten. Männlichkeit, Identität und Selbstwert sind eng miteinander verbunden. So erzählt der Psychologe Dr. Christian Scambor: "Häufig versuchen Männer, die Gewalt anwenden, ihr Gefühl von Kontrollverlust, beispielsweise in der Beziehung, durch Gewalt auszugleichen. Oft stellt sich heraus, dass die Männer keinen hohen Selbstwert haben". Dahinter stecke die Überzeugung, ein "echter Mann" müsse dominant und durchsetzungsstark sein, komme was wolle. Während Femizide die brutale Spitze des Eisberges darstellen, schaden patriarchale Rollenbilder auch Männern. Die Scham über Gefühle zu sprechen, Schwäche zu zeigen oder professionelle Hilfe zu suchen, könnte etwa eine Erklärung dafür sein, warum zwei Drittel der Suizide in Österreich von Männern begangen werden. "Ich habe mich stark gefühlt, wie ein Macker, wenn ich jemanden zusammengeschlagen habe und meine Freunde mich bewunderten. Das war dumm. Heute ist das Leben viel leichter", sagt Jimmy*, der ein Anti-Gewalt Training in der Steiermark absolvierte.


Welchen Einfluss hat das traditionelle Männerbild auf Gewalt in der Gesellschaft? Und können offene Geschlechterrollen diese beenden oder reduzieren? Auf der Suche nach Antworten spricht Johanna Hirzberger mit straffälligen Gewalttätern und Jugendlichen in der Geschlechter- und Präventionsarbeit gegen Gewalt. "Ich darf als Mann auch traurig sein und muss niemanden unterdrücken. Das zu erkennen war befreiend", Christaime Ngoy, studiert Jus und ist Gruppenleiter bei HEROES® Steiermark.

*Name von der Redaktion geändert

Service

Umfrage Männlichkeit und Rollenbilder unter jungen Männern
Verein Männer- und Geschlechterthemen Steiermark
HEROES® Steiermark - Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre
Neustart - Resozialisierungshilfe fu?r Straffällige, Unterstuetzung von Opfern und Prävention
Europa Rat über Geschlechterstereotype und Männergewalt
Verein Autonomer Frauenhäuser Österreich

Buchtipps
Beatrice Frasl; Patriarchale Belastungsstörung. Geschlecht, Klasse und Psyche; Haymon Verlag
Yvonne Widler; Heimat bist du toter Töchter - Warum Männer Frauen ermorden und wir nicht mehr wegsehen dürfen; Verlag Kremayr & Scheriau
JJ Bola und Malcolm Ohanwe; Sei kein Mann - Warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist; Verlag Struck & Tatze

Sendereihe

Gestaltung

  • Johanna Hirzberger