Der Wegbereiter des modernen Sozialstaates

28. September 2023, 17:55

"Der Schatten des Webstuhls, in dem die Kinder spielten, konnte das Elend nicht verdecken, das aus diesen drei kleinen Gestalten sprach. ... Insgesamt waren acht Personen gezwungen, in dem engen Raume, von dem der Webstuhl allein ein Viertel einnahm, ihr Leben zu verbringen ... ein achtjähriger, bleichsüchtiger Knabe saß beim Spulrad. ... Die Eheleute saßen hinter den Webstühlen." So beschrieb der Politiker, Sozialreformer und Schriftsteller Ferdinand Hanusch, 1866 in Oberdorf bei Wigstadtl (heute Vítkov, Tschechien) geboren, 1905 in seiner Erzählung "Weber-Seff" die Armut der HeimweberInnen seiner Heimat.

Hanusch wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf, schon als Kind musste er am Webstuhl arbeiten. In jungen Jahren begann er sich in der ArbeiterInnenbewegung zu engagieren. Die Erfahrungen des Elends der HeimweberInnen sollten sein späteres politisches Handeln nachhaltig beeinflussen. Ferdinand Hanusch, der im Jahr 1907 Abgeordneter des Reichsrates in der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde, gehörte ab Oktober 1918 der österreichischen Staatsregierung zunächst unter Karl Renner als Staatssekretär für soziale Fürsorge an. In den zwei Jahren seiner Regierungstätigkeit setzte er neue Maßstäbe für eine moderne Sozialpolitik und für den Schutz der ArbeiterInnen. So wurden in seiner Amtszeit unter anderem der Achtstundentag und die 48-Stunden-Woche eingeführt, die Sozial- und Arbeitslosenversicherung wie auch das Arbeiterkammer- und das Betriebsrätegesetz geschaffen. Nach dem Ausscheiden der Sozialdemokraten aus der Regierung im Oktober 1920, verblieb Hanusch als Abgeordneter im Parlament. Er wurde 1921 erster Direktor der Arbeiterkammer in Wien. Bis zu seinem Tod im Jahr 1923 hat Ferdinand Hanusch zudem zahlreiche Bücher und Sozialreportagen verfasst.

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Sendereihe

• Betrifft: Geschichte

Gestaltung

• Rosemarie Burgstaller