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doublecheck - das Ö1 Medienmagazin

Die Ratlosigkeit der Medien-Eliten

Wo immer FPÖ-Chef Herbert Kickl auftritt, darf die Kritik an den Eliten nicht fehlen. Die politische Konkurrenz und die Medien, die säßen in einem Boot. Unangenehme Wahrheiten, die andere schlicht Verschwörungserzählungen nennen, würden der Öffentlichkeit verschwiegen, sagt Kickl - und erntet dafür bei seinen Anhängern viel Applaus und gute Umfragewerte. Journalistische Formate boykottiert der FPÖ-Obmann neuerdings, er schwadroniert lieber auf dem partei-eigenen YouTube-Kanal und stellt Videos von sich ins Netz. Die Vertrauenskrise, in der die klassischen Medien stecken, ist das freiheitliche Kapital.

Den Medienhäusern ist das bewusst, sie kämpfen an zwei Fronten: Wirtschaftlich stehen viele Verlage mit dem Rücken zur Wand, der Zeitungsverband hat sogar den Journalisten-Kollektivvertrag gekündigt, um künftige Kosten zu senken. Mit Jahresende wird es wieder zwei Print-Tageszeitungen in Österreich weniger geben. Inhaltlich vertrauen immer mehr Menschen auf Social-Media-Kanäle wie Telegram und YouTube, wo sie vermeintlich ungefilterte und unzensurierte Informationen abholen, die zwischen Fake News und Propaganda angesiedelt sind. Wie sollen die journalistischen Medien darauf reagieren? Darüber wird auf verschiedenen Bühnen diskutiert und viel nachgedacht. Noch scheint die Ratlosigkeit zu überwiegen, was denn zu tun sei. #doublecheck auf Spurensuche.

Kanzlermenü als Wahlkampf-Futter

Kurz nachdem Bundeskanzler Karl Nehammer von der ÖVP seine Herbstkampagne "Glaub an Österreich" präsentiert und sich im Glanz des Nachkriegskanzlers Leopold Figl sonnen will, platzt die Bombe auf Social Media. Auf der Plattform X, vormals Twitter, ist Nehammer in einem Video-Mitschnitt bei einer Veranstaltung mit Parteifreunden zu sehen, wo er sagt, wer seinen Kindern kein warmes Essen machen könne, könne ja auch zu McDonald's gehen und einen Burger kaufen. Nach seinem Sager über Alkohol und Psychopharmaka der nächste Fettnapf im Netz. Memes und Parodien entstehen auf TikTok, Instagram, Facebook und X - und erreichen blitzschnell ein Millionenpublikum. McNehammer könnte sogar im Wahlkampf eine Rolle spielen, meinen Medien- und Politikexperten.

MeToo-Recherchen in rauem Wind

Berichte über Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe haben den Sommer dominiert - seien es Vorwürfe in der Techno-Szene, gegen den spanischen Fußballverbands-Chef Luis Rubiales oder gegen den berühmtesten Rockstar Deutschlands, Till Lindemann. Die Debatte über MeToo-Recherchen verläuft dabei zusehends polarisiert; für die einen gehen die "Mainstream-Medien" zu weit und blasen private Kleinigkeiten auf, andere beharren darauf, den Frauen, die ihr Schweigen brechen, Glauben zu schenken. Für Journalistinnen sind die Recherchen heikel, auch juristisch. Nicht nur der ORF hat für Rammstein-Berichterstattung eine einstweilige Verfügung kassiert. #doublecheck hat nachgefragt, warum die Journalistin, die den Fall recherchiert hat, trotzdem nicht von einer Niederlage sprechen will.

Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher

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