Otto Mauer und die Gugginger Gruppe

6. Oktober 2023, 06:57

Bereits als Jugendliche hat mich die Welt der Emotionen genauso beschäftigt wie die Kunst. Daher war ich stets von Bildern fasziniert, auf denen zwischenmenschliche Beziehungen dargestellt sind.
In der Jugend haben mich große Dramen und unglückliche Lieben auf Gemälden gefesselt. Heute begeistern mich Kunstwerke, die nicht so dramatisch und nicht so unglücklich sind. Es sind vielmehr die kleinen Gesten der Zuneigung, die mich auf Bildern interessieren.

So berührt mich ein Blatt von Oswald Tschirtner aus der Sammlung Otto Mauer hier bei uns im Dom Museum Wien besonders: Mit wenigen Strichen hat der Künstler im Jahr 1971 zwei Menschen gemalt, die einander zugewandt sind. Ihre beiden Silhouetten bilden eine Herzform. Oberhalb der Figuren ist sprachlich festgehalten, was bildlich unaufgeregt und zugleich ausgesprochen liebevoll dargestellt ist: "2 Menschen geben einander die Hand".

Oswald Tschirtner war ein Künstler aus dem Kreis der Gugginger Gruppe. Um die 150 Blätter von Künstlern aus Gugging finden sich in unseren Sammlungen, denn der Domprediger und Kunstförderer Otto Mauer hat sich früh auch für Kunst interessiert, die jenseits von Akademien entstanden ist. Bereits in den Jahren 1970 und 1972 hat es in der "Galerie nächst St. Stephan" Ausstellungen mit Werken der Gugginger Gruppe gegeben. Dies hat wesentlich zur deren Bekanntmachung beigetragen.

Der Marktwert vieler von Otto Mauer geförderter Kunstschaffender ist in den fünf Jahrzehnten seit seinem Tod 1973 exorbitant gestiegen. Auch wenn Otto Mauers Interesse kein finanzielles war, spiegelt diese Tatsache wider, wie vorausschauend der Domprediger und Galerist Mauer agiert hat, indem er das ausgestellt und gesammelt hat, was ihn selbst zutiefst berührt hat.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler