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Unverzichtbar oder unverantwortlich? Die Debatte um Glyphosat

Glyphosat ist das in der Landwirtschaft am häufigsten eingesetzte Herbizid. Gleichzeitig ist es seit Jahrzehnten umstritten, viele Umweltorganisationen und Ökologen fordern seit langem ein Verbot der Substanz.
Im Jahr 2015 hat die Agentur für Krebsforschung (IACR) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft. Diese Einstufung besagt, dass die Substanz an sich gefährlich ist - was kaum jemand bestreiten wird. Bei den Tests wurde Glyphosat in teils hohen Dosen an Mäuse gefüttert, die in der Folge Tumore entwickelt haben.

Eine umfangreiche Risikobewertung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA kommt zu dem Ergebnis, dass Glyphosat bei korrekter Anwendung und unter Berücksichtigung diverser Einschränkungen nach derzeitigem Wissensstand keine akute Gefahr für Mensch, Tier oder Umwelt darstellt. Im Zuge der Risikobewertung wurden 2.400 Studien untersucht und bewertet. Die EU-Kommission hat nach Vorlage der Untersuchungen empfohlen, das Herbizid für weitere zehn Jahre zuzulassen. Ein Vorschlag, der in der Wissenschaft einige Unterstützung findet.

Es gibt aber weiterhin auch kritische Stimmen. Der Zoologe Johann G. Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hält den Vorschlag der EU-Kommission für "im Grunde eine Verhöhnung der ökologischen Wissenschaften". Er offenbare "ein systematisches Leugnen des dramatischen Rückgangs der Biodiversität und der wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Glyphosat dazu beiträgt".
Seitens der Landwirtschaft wird argumentiert, dass die Behandlung der Böden mit Glyphosat wesentlich bodenschonender sei, als mechanische Alternativen wie das Pflügen, die von manchen Umweltorganisationen empfohlen werden. Das Pflügen der Felder fördert die Bodenerosion, wodurch die fruchtbare Erdschicht verloren geht und die Böden in weiterer Folge austrocknen. Außerdem zerstöre das kontinuierliche Umgraben den Lebensraum zahlreicher Tiere, so die Vertreter der Landwirtinnen und Landwirte.

Der Vorschlag der EU-Kommission zur Verlängerung der Zulassung fand im ersten Anlauf keine qualifizierte Mehrheit, die Entscheidung wurde auf November vertagt. Österreich stimmte gegen eine Verlängerung.

Super Patch: Das Geschäft mit den Rillenpflastern

In Sozialen Medien werden zahlreiche Produkte beworben, die versprechen, den Körper zu optimieren. Mit kompliziert klingendem medizinischen Fachvokabular wird dabei versucht, dem Produkt einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben. So auch beim "Super Patch", einem Pickerl mit Rillenmuster, das unter anderem Schmerzen verringern soll. Reine Esoterik, sagen Forscherinnen und Forscher. Wissenschaftliche Beweise für eine Wirksamkeit fehlten.

Moderation: Marlene Nowotny und Paul Urban Blaha

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