Bücher, Bücherbox

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

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Die Ö1 Bücherbox zum Thema "Dunkelheit" (1)

Thomas Bernhard: "Auslöschung"

"Ohne Bücher auf der Welt wäre ich längst verzweifelt", meinte einst Arthur Schopenhauer. Ein gutes Buch kann ein Lichtblick in dunklen Stunden sein - selbst wenn die Handlung einen mitleiden lässt oder verstört. Die elfte Staffel der Bücherbox widmet sich vier Romanen, in denen sich die Protagonistinnen und Protagonisten mit der einen oder anderen Art von Dunkelheit auseinandersetzen müssen - sei es mit der Auslöschung unangenehmer Erinnerungen, dem Kampf gegen die eigenen Schattenseiten oder mit dem Schicksal, blind zu sein.

Ein über 650 Seiten monologisierender, sich an Österreich abarbeitender Erzähler, verschachtelte Sätze und endlose Wiederholungen? Typisch Thomas Bernhard, möchte man meinen. Jedoch handelt es sich bei diesem 1986 veröffentlichten Roman nicht einfach nur um einen Abklatsch von einen früheren Werk wie zum Beispiel "Holzfällen" - für viele gilt "Auslöschung" als das "Opus magnum" des 1989 verstorbenen Autors. Der Ich-Erzähler ist der in Rom ansässige Privatlehrer Franz-Josef Murau, der nach dem Unfalltod seiner Eltern und seines Bruders nach Österreich, auf den Familiensitz Schloss Wolfsegg, zurückkehrt.

Murau schreibt sich den Hass auf die lieblosen Eltern und den Zorn auf das bürgerliche, heuchlerische Österreich von der Seele. Er will so all seine Erinnerungen auslöschen. Thomas Bernhard schuf mit diesem Werk eine durch ihre Boshaftigkeit übertriebene Gesellschaftskritik, die gerade deswegen auch sehr amüsant zu lesen ist.

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