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Radiokolleg
Von der Türkei nach Österreich: Perspektiven auf die neue Heimat (1-3)
Eckpunkte der österreichisch-türkischen Geschichte
23. Oktober 2023, 09:05
Sie sind gekommen, um zu bleiben. Die türkischen Migrant:innen, die in den 1960er Jahren als Gastarbeiter:innen nach Österreich kamen, ihre Kinder und Enkelkinder. Was bewegt sie? Welche Chancen sehen sie in der neuen Heimat, die lieber als "Gastland" und weniger als Einwanderungsland in Erscheinung trat. Und wie normal sind Nachbar:innen mit türkischem Background für die österreichische Mehrheitsbevölkerung? Das Radiokolleg beleuchtet diese Woche das vielfältige österreichisch-türkische Verhältnis.
Allein in Wien stehen über hundert Türkendenkmäler. Sie erinnern weniger an freundschaftliche Beziehungen als vielmehr an die Befreiung der Stadt im 15. und 16. Jahrhundert. Auf Menschen, die ihre Wurzeln in der Türkei haben, wirken auch stereotype Darstellungen in Schulbüchern mitunter eigenartig. Dabei gab es, auch wenn die Monarchie vor den osmanischen Heeren zitterte, seit dem 16. Jahrhundert zwischenstaatliche Verbindungen und einen Austausch zwischen Sprachstudenten. Herrscherin Maria Theresia gründete dafür später die Orientalische Akademie in Wien. Im 18. Jahrhundert gehörte Türkisch zu den zehn meistgesprochenen Sprachen Österreich-Ungarns. Österreich gründete 1882 das St. Georgs-Kolleg, das gleichnamige Krankenhaus wurde schon zehn Jahre davor eröffnet, hier wurden Patient:innen ungeachtet ihrer Religion oder Nationalität behandelt - Schule wie Spital bestehen bis heute.
Als die Großreiche Österreich-Ungarn und das osmanische Reich zusammenbrachen, schlossen sie 1924 einen Freundschaftsvertrag ab: österreichische Architekten wie Clemens Holzmeister arbeiteten in der Türkei und prägten den Aufbau eines modernen Staates mit. In den 1930er Jahren flohen Jüd:innen, viele davon wissenschaftlich tätig, und halfen bei der Reformation des türkischen Bildungswesens.
Mit dem Gastarbeiterabkommen kamen 1966 Zehntausende nach Österreich. Willkommen war ihre Arbeitskraft, aber als Menschen, die in Österreich Fuß fassen wollten, stießen sie auf wenig Akzeptanz und Unterstützung. Umgekehrt wurde den Zugewanderten vorgeworfen, sich nicht integrieren zu wollen.
Ani Gülgün-Mayr und Ute Maurnböck vertiefen sich in die lange und wechselvolle österreichisch - türkische Beziehungsgeschichte.
Service
Radiokolleg-Podcast
Johannes Feichtinger, Johann Heiss: "Der erinnerte Feind. Kritische Studien zur Türkenbelagerung". Verlag Mandelbaum 2013
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Digitale Quellen von Quellen zur habsburgisch-osmanischen Diplomatie 1500 - 1918 : QhoD
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