Elif Duygu

OSMAN CETIN

Gedanken für den Tag

Urlaub in der Türkei

Elif Duygu, Slam Poetin, Schriftstellerin und Moderatorin, über ihr Zuhause in zwei Kulturen

In den Sommerferien bereisten meine Freund:innen immer gefühlt die halbe Welt und erkundeten ständig neue Städte. Ich hingegen verbrachte jeden Sommer zwei Monate lang in Istanbul.

Ich war als Kind oftmals traurig, Städte wie London oder Urlaubsziele wie Italien nie kennenzulernen. Ich war aber eigentlich auch sehr glücklich darüber, meine Familie wieder zu besuchen. Und da wären wir auch schon beim Stichwort Familie. Egal ob türkischstämmige Menschen zwei Monate oder zwei Wochen Urlaub in der Türkei machen: Es ist kein Wellness-Urlaub, sondern überwiegend Familienbesuch.

Deshalb nehmen meine Mutter und ich immer so viele Geschenke mit, sodass dann für unsere Kleidung nur noch ganz wenig Platz im Koffer ist. Um den eigenen Koffer am Flughafen leicht wiederzuerkennen, binden sehr viele Türk:innen ein rotes Kurdele, also eine rote Schleife auf ihren Koffer. Diese Taktik funktioniert sehr gut bei Reisen ins Ausland. Bei Reisen in die Türkei jedoch steht man dann vor dem Gepäckband und merkt, dass diese Idee nicht ganz aufgeht. Denn natürlich haben alle weiteren türkischen Passagiere dies vor der Abreise auch gemacht.

Was ich an der Türkei liebe ist, dass, wenn ich dort angeschaut werde, es keine komischen oder verwirrten Blicke gibt. Anders als in Wiener Gasthäusern zum Beispiel. In der Türkei fällt auch niemandem auf, dass ich im Ausland aufgewachsen bin, da ich akzentfrei auf Türkisch mit ihnen kommunizieren kann. Dort kann ich einfach sein und mich unter die Menschenmassen mischen. Ich kann in Istanbul Zeugin einer hektischen Stadt und des Alltagsstresses der Menschen werden. Ich kann aber auch, weil ich ja im Gegensatz zu den Einwohner:innen dieser Stadt nur auf Urlaub dort bin, mich hinsetzen, einen Cay trinken und wieder einmal feststellen, dass Istanbul trotz der Hektik eine unglaublich magische Stadt ist. Aber ich bin auch immer froh, nach Wien zu kommen, denn Wien ist mein Zuhause.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Sultan Selim III.
Vorlage: Istanbul, um 1800
Album: MARE NOSTRUM (UNSER MEER) - DIALOGE ZWISCHEN ORIENT UND OKZIDENT.
UT: Musik aus christlicher, muslimischer und jüdischer Tradition rund um das Mittelmeer
Titel: Taksim - Pesendîde "Saz Semârsi"/instr.
Leitung: Jordi Savall
Solist/Solistin: Yurdal Tokcan
Solist/Solistin: Hakan Güngör
Solist/Solistin: Derya Türkan
Solist/Solistin: Murat Salim Tokac
Solist/Solistin: Fahrettin Yarkin
Länge: 04:09 min
Label: Alia Vox AVSA9888 (2 CD)

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