Eibe mit Samen

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Vom Leben der Natur

Die Eibe - ein Baum mit Geschichte (1)

Totenbaum und Klimagewinner.
Der Forstwissenschafter Raphael Klumpp spricht über die Eibe.
Teil 1: Achtung giftig!

"Baum des Todes" wird sie genannt, die Eibe (Taxus baccata). Sie ist der einzige heimische Nadelbaum, bei dem fast alle Teile giftig sind. Nur das Fruchtfleisch der leuchtend roten Samen, die von August bis in den November reifen, ist genießbar, während die Samen und andere Teile das giftige Taxin enthalten. Insbesondere bei Pferden führen schon 100 bis 200 Gramm der Nadeln oder Rindenstücke zum Tod. Auch bei Menschen führt bereits eine geringe Menge zu Atemlähmung und Herzversagen. Dass der immergrüne Nadelbaum mit seiner kugel-, kegel- oder säulenförmigen Krone häufig mit dem Tod in Verbindung gebracht wird, liegt also wohl vor allem an seiner Giftigkeit.

Die Kelten glaubten, dass die Eibe zwischen der Welt der Toten und Lebenden wachen würde, daher galt sie als heiliger Baum. Auch im antiken Griechenland und bei den Römern galt die Eibe als Baum, der die Unterwelt bewachte. Daher wurden Eiben seit der Antike auch auf Friedhöfen gepflanzt, bekräftigt Raphael Klumpp vom Institut für Waldbau der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU).

Von den einheimischen Nadelbaumarten kann die Eibe mit etwa 3000 Jahren das höchste Alter erreichen. Ihr Holz zählt zu den härtesten und schwersten Holzarten. Das Wort "Taxus", der lateinische Name der Eibe, stammt vom Griechischen "toxon" ab, was "Bogen" heißt und auf eine wichtige Verwendung verweist. Auch die Gletschermumie "Ötzi" trug einen Bogen aus Eibenholz mit sich. Im Mittelalter wurden die Eibenbestände systematisch zur Herstellung von Lanzen und Bögen ausgeplündert, zudem galt das Holz als wertvoller Handelszoll. Heute ist das rare Holz insbesondere für Drechslerarbeiten, den Möbelbau und auch für die Herstellung von Musikinstrumenten gesucht.
Die Eibe hat unterschiedliche Überlebensstrategien entwickelt, um mit den meist wesentlich höheren "Kollegen" im Mischwald, mit Buchen, Fichten und Tannen, konkurrieren zu können: "Sie ist so anpassungsfähig, dass sie langfristig zu den Klimagewinnern zählen wird", meint der Forstwissenschafter Raphael Klumpp.

Die Arbeitsgruppe "Eibe" am Institut für Waldbau der BOKU hat bereits im Jahr 1998 begonnen, die Eiben-Generhaltungswälder in Österreich systematisch zu erfassen und zu beschreiben. Zentrum der Forschungen ist der Forstliche Versuchsgarten und die Baumschule "Knödelhütte" der Universität für Bodenkultur in Wien-Penzing, die bereits 1884 als k.& k.-Versuchs- und Demonstrationsgarten begründet wurden.

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GESPRÄCHSPARTNER:
Ass.-Prof. DI Dr. Raphael Klumpp
BOKU
Institut für Waldbau
Arbeitsgruppe Eibe

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