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Gedanken für den Tag
Der Entrückte: Der Heilige Franz von Assisi
David Weiss, Schriftsteller, über "Heilig in der Literatur"
2. November 2023, 06:57
Nikos Kazantzakis stellt in seiner Roman-Biografie "Mein Franz von Assisi" dem Heiligen aus Umbrien Frate Leone zur Seite. Leone ist Nikos Kazantzakis' Alter-Ego und der fiktive Autor des Textes. Er schreibt als greiser Mönch seine Erinnerungen an Vater Francesco auf.
Hier klingt das Palimpsest an, auf dem Umberto Ecos berühmter Roman "Der Name Rose" fußt. Auch Kazantzakis Roman verhandelt den Konflikt der Franziskanerorden mit ihrem Gründer. Francescos Credo lautet: "Armut, Friede, Liebe, meine Brüder. Sonst nichts." Er bricht mit seinem reichen Vater, vermählt sich mit Schwester Armut und verzichtet auf seine Liebe zu Clara. Sein Wunsch, alles Irdische zu überwinden, führt zur Zerstörung seines eigenen Körpers. Die Askese gipfelt in Entrückung und Stigmatisierung.
Ein Traum offenbart sowohl dem Papst als auch Francesco selbst, dass dieser die einstürzende Kirche stützt. Francesco führt den Glauben in die Gegenwart. Bildgewaltig umgesetzt in den Fresken Giottos, der das mittelalterliche Assisi und seine Menschen darstellt. Francesco predigt den Vögeln, nennt alle Kreaturen Geschwister. Auch Räuber, Raubtiere, Sonne, Mond und Tod. Francesco lehrt das Einssein allen Lebens jenseits von Gut und Böse. Es gibt nur eine Schöpfung.
In Zeiten der Klimakatastrophe klingt das in meinen Ohren durchaus aktuell. Nach der Lektüre von Kazantzakis Roman habe ich alle Pflanzen, Insekten und Vögel im Garten meiner Eltern in Gedanken unwillkürlich mit Bruder und Schwester angesprochen.
Service
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Angelo Branduardi
Komponist/Komponistin: Pasquale Panella
Album: COSI E SE MI PARE
Titel: Gira La Testa (La Veglia Di San Gemolo)
Solist/Solistin: Angelo Branduardi
Länge: 03:15 min
Label: Tre Colori Media 0206531TRM