Neurodermitis

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Medizin und Gesundheit

Neurodermitis - Kratzen bis die Haut blutet


Empfindsame Seele - empfindsame Haut

Es gibt eine Gruppe von Personen, die die kalte Jahreszeit geradezu fürchtet - Eltern, deren Kinder an Neurodermitis (auch atopisches Ekzem genannt) leiden. Denn das durchs Heizen trockene Raumklima und die Kälte im Winter verschlimmern das Erkrankungsbild.
Der unerträgliche Juckreiz - in den Nachtstunden meist noch quälender als während des Tages - nimmt zu und führt zu noch mehr schlaflosen Nächten von Kindern und Eltern. Außerdem verschlechtert sich durch die genannten Faktoren das Zustandsbild der Haut. Sie wird noch trockener, rissiger und schuppt stärker.

Die häufigste Hauterkrankung bei Kindern ist genetisch bedingt

Etwa 13 Prozent der Kinder haben ein atopisches Ekzem.
Meist beginnt die Krankheit zwischen dem 3. und 6. Lebensmonat. Dann gibt es in der Phase des Kindergarten- und Schuleintritts eine weitere Welle. Es kann aber auch spät im Erwachsenenalter zur Erstmanifestation kommen.
Weitere Erkrankungsbilder des atopischen Formenkreises sind Heuschnupfen, das allergische Asthma und Nahrungsmittelallergien.
Bei all diesen Erkrankungen liegt eine genetische Disposition vor. Haben beide Eltern Allergien oder Neurodermitis steigt das Erkrankungsrisiko für die Kinder auf bis zu 80 Prozent an.

Viele auslösende Faktoren

Diese sind von Kind zu Kind sehr unterschiedlich. Eine Schlüsselrolle spielt Stress. Auch Wolle, luftundurchlässige Kleidung, Tierhaare, Hausstaub, Pollen und Nahrungsmittelallergien sind Trigger.
Ebenso wie Zigarettenrauch, Umweltschadstoffe, Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen usw.

Was läuft hier falsch im Immunsystem?

Seit einigen Jahren weiß man, dass diese Hauterkrankung durch bestimmte Zellen der Körperabwehr, den sogenannten T2-Helferzellen gesteuert wird. Diese produzieren Botenstoffe (Interleukine), die eine allergische Reaktion begünstigen.
Das körpereigene Immunsystem spielt also eine wesentliche Rolle bei der Neurodermitis.
Hinzu kommen eine Barriere-Funktionsstörung der Haut und eine Fehlbesiedelung mit Bakterien. Es liegt also eine Kombination von genetischen, immunologischen und Umweltfaktoren vor.

Die guten Nachrichten

"Oft tritt um das dritte Lebensjahr eine Verbesserung (keine Impfungen mehr, Zahnen beendet, soziale Faktoren) ein", so die Kinder-Haut Expertin Dr.in Karin Jahn-Bassler. "Und beim Eintritt in das frühe Erwachsenenalter sind zum Glück 60 Prozent der betroffenen Kinder symptomfrei."

Hautpflege und erste Therapiestrategien

"Je nach dem Hautzustand der Kinder werden verschiedene Maßnahmen im Rahmen einer Stufentherapie eingesetzt", so die Hautärztin Karin Jahn-Bassler. "Ist die Haut trocken, reichen die Vermeidung der auslösenden Faktoren und eine gute Hautpflege aus. Die richtige Hautpflege macht 80 Prozent des Erfolges aus. Bestehen leichte Ekzeme kommen darüber hinaus Salben mit Kortison oder Tacrolimus/Pimecrolimus zum Einsatz. Reicht das nicht aus, stehen Medikamente zur Verfügung, die auf das Immunsystem wirken."

Von Interleukinen .

Da die Reaktionen des Immunsystems, die zu den Entzündungsprozessen führen, seit etlichen Jahren besser verstanden wird, gelang es neue Medikamente zu entwickeln.
Die eine Gruppe sind Antikörper. Sie wirken auf die Interleukine (entzündungsfördernde Botenstoffe). Eine bereits seit Jahren zugelassene Substanz ist Dupilumab. Sie besetzt die Andockstellen für Interleukin 4 und 13 und und lindert so die Symptome. Viele weitere dieser Antikörper werden bald eingesetzt werden können.

. und Januskinasen

Januskinase-Inhibitoren blockieren, wie der Name sagt, Januskinasen. Diese Enzyme steuern über mehrere Signalwege die Entzündungsprozesse innerhalb von Zellen.
Wird die Wirkung dieser Januskinasen unterbunden, kann die Entzündungsreaktion abgeschwächt oder im besten Fall sogar unterbunden werden.
Januskinase-Inhibitoren wurden zuerst bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Nun kommen Sie auch bei anderen Beschwerdebildern, wie eben bei der Neurodermitis, zum Einsatz.

Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz und seine Gäste informieren Sie diesmal über Neurodermitis und über hilfreiche Therapien.

Moderation: Univ.-Prof. Dr. Manfred Götz
Sendungsvorbereitung: Dr. Christoph Leprich
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Leidet Ihr Kind an Neurodermitis?
Ist bzw. war die ganze Familie betroffen?
Hat es auch eine Lebensmittelallergie?
Welche Lebensmittel haben Sie vom Speiseplan gestrichen?
Was hat geholfen?
Haben Sie Bedenken gegen Kortison?
Welchen Rat können Sie anderen Eltern geben?

Service

Zu Gast im Ö1 Haus:

Dr. Karin Jahn-Bassler
Schumanngasse 84
1170 Wien
Tel: +43 1 480 30 10
E-Mail
Homepage

Martina Fischl, Diätologin MSC
Langegasse 42/2/3
1080 Wien
E-Mail
Homepage
Telefon: 0650/307 11 63]


Weitere Informationen:

Neurodermitis bei Kindern

Neurodermitis und Ernährung

Deutsche Haut- und Allergiehilfe

Sehr informativer Fachartikel

Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV)

Universitäres Spital Zürich

Triggerfaktoren bei Neurodermitis

Neurodermitis Report

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