Usama Al Shamani

ORF/JOSEPH SCHIMMER

Punkt eins

Entwurzelt, verwurzelt: Über ein Gefühl von Heimat

Der Schriftsteller Usama Al Shamani live auf der Buch Wien 2023. Moderation: Marlene Nowotny. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Heimat sei ein Gefühl, sagt der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Usama Al Shahmani. Seine Romane, die er auf Deutsch schreibt, sind Bestseller. Doch Deutsch ist nicht seine Erstsprache. 1971 in Bagdad geboren, musste er im Alter von 31 Jahren aus dem Irak fliehen. Jahre des Krieges prägten seine Jugend, kurz vor dem dritten Golfkrieg sah er sich zur Flucht gezwungen.

Damals arbeitete er als Assistent an der Universität in Bagdad und war kurz davor, seine Doktorarbeit abzuschließen. Ein regimekritisches Theaterstück hatte die Aufmerksamkeit der Geheimpolizei des irakischen Machthabers auf Usama Al Shahmani gelenkt. Die Flucht führte in mehr zufällig in die Schweiz, wo er zunächst fast zwei Jahre lang in Flüchtlingsunterkünften lebte - ohne eine Möglichkeit zu arbeiten, ohne Kontakte zur Außenwelt. Weil ihn Sprache seit jeher begeisterte, fing er an, sich selbst Deutsch beizubringen - bis heute hat er nie einen Deutschkurs besucht.

Die Sprache und das Sprechen, die Sprachlosigkeit und das Schweigen sind Themen, die Usama Al Shahmani auch in seinen Romanen beschäftigen. In seinem 2020 erschienen Roman "Im Fallen lernt die Feder fliegen" erzählt er beispielsweise die Geschichte einer jungen Frau, Aida, die sich weder in der Schweiz noch in dem Herkunftsland ihrer Eltern, dem Irak, wirklich heimisch fühlt. Ein Zustand, der die junge Frau verstummen lässt. Denn sie kann sich in ihrer neuen Heimat anfänglich nicht verständigen und die Erinnerungen an das Erlebte, an die Flucht, sind zu schmerzhaft, als dass sie darüber sprechen könnte. "Meine Geschichte ist verknüpft mit dem Schweigen darüber", lässt Al Shahmani Aida sagen.

Usama Al Shahmani schweigt nicht, ganz im Gegenteil. Schon sein erster Roman, "In der Fremde sprechen die Bäume arabisch" wurde mehrfach ausgezeichnet. Durch Sprache könne man neue Fenster öffnen, Sprache sei für ihn ein Raum, in dem er Schutz, Zuflucht und Zugehörigkeit finde, so der Autor - während der Diktatur, der Flucht und beim Ankommen in einer neuen Welt.

Was bedeutet Sprache, wenn Menschen mit Entwurzelung und Verwurzelung konfrontiert sind? Welche Unterstützung brauchen Menschen, um nach einer Fluchterfahrung Traumata überwinden und in einem anderen Land ankommen zu können? Und inwiefern können Geschichten und Romane Brücken zwischen Sprachen und Kulturen bauen?

Über diese Fragen spricht Marlene Nowotny mit Usama Al Shahmani in dieser Ausgabe von Punkt eins live von der ORF Bühne bei der Buch Wien.

Reden Sie mit: Im Publikum, telefonisch unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Service

Romane von Usama Al Shamani

Der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt. Limmat Verlag. 2022
Im Fallen lernt die Feder fliegen. Limmat Verlag. 2020
In der Fremde sprechen die Bäume arabisch. Limmat Verlag. 2018

Sendereihe

Gestaltung

Übersicht