Augenuntersuchung

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Medizin und Gesundheit

Hilfe bei Sehschwächen im Kindesalter


Die Welt mit Kinderaugen zu sehen kann mitunter eine recht verschwommene Angelegenheit sein. Jedes dritte Volksschulkind sieht schlecht, Tendenz steigend. So wird in einigen Jahren bereits jedes zweite Kind von Myopie (Kurzsichtigkeit) betroffen sein, schlägt die Österreichische Ophthalmologische Gesellschaft Alarm.


Häufigste Ursache für spätere Erblindung

Sorgen bereitet den Augenärztinnen und Augenärzten nicht nur die mangelnde Sehfähigkeit in der Schule oder im Straßenverkehr, sondern etwaige Spätfolgen. Schließlich steigt bei starker Kurzsichtigkeit das Risiko für eine Makuladegeneration bzw. eine Netzhautablösung im fortgeschrittenen Alter. Bis 2050 soll Kurzsichtigkeit die häufigste Ursache für Erblindung darstellen - und damit den Grauen Star (Katarakt) - ablösen.

Fehlsichtigkeiten können lange unbemerkt bleiben

Kurzfristig können Kinder die Fehlsichtigkeit durch vermehrte Anstrengung der Augenmuskeln gut kompensieren. Dies führt unbehandelt auf Dauer allerdings zu einer Verstärkung der Sehbeschwerden, Doppelbildern, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten führen kann, so Herbert Reitsamer, Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie am Landeskrankenhaus Salzburg

Kurzsichtigkeit behandeln

Die Versorgung mit Brillen, Kontaktlinsen - oder auch niedrig dosierte Atropin-Augentropfen können Abhilfe schaffen, eine Heilung gibt es freilich noch nicht. Der Früherkennung von Kurzsichtigkeit im Kindesalter, sowie präventive Maßnahmen - etwa die Reduktion der Naharbeit (auch am Smartphone) und der Aufenthalt von mindestens einer Stunde pro Tag im Freien, sollen dem entgegenwirken.

Viele Formen der Sehschwäche

Daneben gibt es noch andere Ursachen für unscharfe Bilder. Bei der Schwachsichtigkeit (Amblyopie) kommt es funktionell zu einer Verminderung der Sehleistung eines Auges. Bezüglich der Sehkraft gibt es hier ein "starkes" und ein "schwaches" Auge. Das Gehirn, das die Informationen beider Augen verarbeitet, blendet hier das schwächere Auge aus. Somit kann es zu Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder beim räumlichen Sehen kommen.

Rechtzeitige Diagnose wesentlich

Um eine solche Störung festzustellen ist eine spezielle Diagnostik erforderlich, die frühzeitig erfolgen sollte, wie Yvonne Jansky, Orthoptistin am Landesklinikum Horn erklärt. "Viele Kinder werden zu spät diagnostiziert, meist erst im Schulalter, wo sich eine jahrelang bestehende Sehschwäche bereits manifestieren konnte und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann."
So sollte die augenärztlich-orthoptistische Untersuchung, die im Mutter-Kind-Pass vorgesehen ist, bis zum 2. Lebensjahr auch wahrgenommen werden, um Sehfehler, Schielen oder Schwachsichtigkeit rechtzeitig zu erkennen.

Orthoptik zur genauen Diagnose

Während die organischen Schäden und die Untersuchung der Sehkraft augenärztlich bzw. durch Optiker abgeklärt werden, haben sich Orthoptistinnen und Orthoptisten in der Orthoptik (früher "Sehschule") auf die Augenbeweglichkeit, die Augenstellung und die Zusammenarbeit beider Augen fokussiert.
Schulkinder, die die Schrift an der Tafel nur schwer entziffern können, unter Konzentrationsverlust oder Kopfschmerzen leiden, sollten untersucht werden. Neben einem versteckten Schielen, Problemen bei der Akkommodation (der Nah-Fern-Einstellung des Auges) oder einer Fehlsichtigkeit kann auch eine sogenannte zerebrale visuelle Wahrnehmungsstörung (cerebral visual impairment, CVI) dahinterstecken.
Rund ein Drittel der Kinder mit Sehbehinderung sind von einer derartigen fehlerhaften Verarbeitung von optischen Sinneseindrücken betroffen und können durch Übungen eine verbesserte Sehkraft erlangen.

Nur durch die Zusammenarbeit von Augenärztinnen, Optiker oder Orthoptistinnen lassen sich die Weichen für eine adäquate Therapie stellen.

Dr. Ronny Tekal spricht mit seinen Studiogästen in der aktuellen Ausgabe des Radiodoktors über kindliche Sehstörungen und den zahlreichen Möglichkeiten, diese zu behandeln.

Reden auch Sie mit! Wir sind gespannt auf Ihre Fragen und Anregungen. Unsere Nummer: 0800/22 69 79, kostenlos aus ganz Österreich.

Moderation: Dr. Ronny Tekal
Sendungsvorbereitung: Dr. Ronny Tekal
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Leidet Ihr Kind an einer Fehlsichtigkeit?
Schielt Ihr Kind?
Sehen Sie einen Zusammenhang mit dem vermehrten Gebrauch von Smartphones?
Konnten Sie ev. durch Augentraining Ihre Sehleistung verbessern?
Haben Sie einmal die Hilfe von Orthoptistinnen und Orthoptisten in Anspruch genommen?

Service

Zu Gast im Ö1 Haus:

Yvonne Jansky, BSc, MA
Orthoptistin
Abteilung für Augenheilkunde, Orthoptik (frühere Sehschule)
Landesklinikum Horn
Spitalgasse 10
A-3580 Horn
Tel.: +43/2982/9004-0
E-Mail

Studiogast im Landesstudio Salzburg

Prim. Univ.-Prof. Dr. Herbert Reitsamer
Facharzt für Augenheilkunde
Vorstand der Universitätsklinik für Augenheilkunde und Optometrie
Landeskrankenhaus Salzburg
Müllner Hauptstraße 48
A-5020 Salzburg
Tel.: +43/57255/24201
E-Mail
Homepage


Weiterführende Informationen:

Österreichische Opthalmologische Gesellschaft

orthoptik austria - Verband der Orthoptistinnen und Orthoptisten

Myopie-Vorsorge bei Kindern (Ophthalmologische Gesellschaft)

Licht für die Welt

Amblyopie bei Kindern (Deutsche Krankenversicherung)

Infobroschüre zur Orthoptik (Verband der OrthoptistInnen)

Schielen bei Kindern (Gesundheitsministerium)

Mit Augentraining die Sehfähigkeit verbessern (BR, 2021)

Vorsorgeuntersuchungen Kinderaugen (Kuratorium Gutes Sehen e.V)

Buchtipps:

Barbara Fischer, Michael Preschitz
Faszination Auge: Alles über unser komplexestes Sinnesorgan einfach erklärt
Athesia-Tappeiner Verlag 2021

Helmut Wilhelm
Das große Buch vom Auge: Erkrankungen und Behandlungen verständlich erklärt
Südwest Verlag 2023

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