Auf der Flucht

29. November 2023, 06:57

Ich glaube, die Jugend der Zukunft spielt sich in der Eisenbahn ab. Wenn ich meine Kinder und ihre Freunde anschaue, dann sehe ich junge Menschen, die genau bemerken, wie überfordert ihre Eltern von der Gegenwart sind.

Ich sehe Kinder, die sich sehr früh für sehr viel verantwortlich fühlen. Für das Klima, den Frieden oder für die Gesundheit ihrer Umgebung. Krisenzeiten produzieren Krisenkinder und ich frage mich, woher die eine Jugend nehmen sollen. Gibt es zwischen Kindheit und Erwachsenenalter überhaupt noch genug Spielraum, in dem man schon vieles darf, aber noch nicht alles muss. Und wo ist der?

Jugendliche waren zu allen Zeiten auf der Flucht vor den Erwachsenen. Aber nicht von Facebook zu TikTok, sondern in echt. Erst zu Fuß, aber da kommst du nicht weit, holt dich der Vater schnell wieder ein, zurück zur Arbeit und geheiratet wird der Nachbarsbub. Eine Jugend, die selbstbestimmte Kulturen ausbilden will, braucht also Motoren. Das Moped zum Beispiel brachte Spielraum für Generationen. Es klingt paradox, aber ausgerechnet fossile Brennstoffe haben die Emanzipation der Jugend befördert.

Und wie willst du heute noch schnell genug weit genug wegkommen, von daheim, ohne Benzin? Entschuldigung, das Fahrrad ist zu langsam. Wie können wir unseren Kindern ermöglichen, dass sie Sturm und Drang nicht im Nebenzimmer einem Internetkonzern in den Rachen werfen müssen? Ich schlage vor, bauen wir das Schienennetz aus, machen wir Zugfahren noch attraktiver, noch leistbarer. Die Losung muss lauten: Jedem Dorf seine Direktverbindung nach Paris!

Service

Hosea Ratschiller

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler