Frau hält einen Hut an einer Küste in der Türkei

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Radiokolleg

Des anderen Glückes Schmied (3)

Vom Reisen und Endlich-Ankommen-Dürfen

Alex Ursuliak hat in seinem 86-jährigen Leben eines gelernt: ohne Unterstützung und Motivation anderer geht es nicht. Der Tanzpädagoge und Ballettmeister hat sich deshalb früh für eine andere Art des Unterrichtens eingesetzt, zu einer Zeit, in der Tanzen vor allem durch Drill und Demütigung weitergegeben wurde. Der gebürtige Kanadier mit ukrainischen Wurzeln unterrichtete unter anderem an der Wiener Staatsoper und dem Stuttgarter Ballett und förderte Tänzer:innen wie Vladimir Malakhov und Choreograf:innen wie Renato Zanella oder Marcia Haydée. Was er gelehrt hat, hat er auch gelebt: Er hat finanzschwache Studierende bei sich aufgenommen oder Netzwerke aufgebaut, um Sponsor:innen für sie aufzutun. "Niemand ist ein Selfmademan. Weil ohne das Wissen von anderen, würde man nicht wissen, wo man selbst anfängt."

Seda Aybay stammt aus einer türkisch-alevitischen Migrantenfamilie. Alltagsrassismus war ihr seit der Kindheit nicht fremd, auch die Familiensituation war nicht einfach. Sie zog sich als Teenager zurück, las türkische Gedichte und suchte eine Verbindung zur alten Heimat der Eltern, aber die Sprache und das innere Gefühl alevitisch zu sein, konnten sie mit ihren engsten Freund:innen nicht teilen. Die, ein Vorarlberger, eine Ungarin und ihr steirischer Lebensgefährte, nahmen Seda Aybay deshalb auf eine besondere Reise mit. Gemeinsam fuhren sie in die Provinz Kayseri, vorbei an Militärkontrollen zu alevitischen Glaubensstätten und Dörfern. Die Wochen bedeuteten eine einschneidende Veränderung für die junge Frau: "Ich wollte immer wo ankommen. Durch die Türkeireise bin ich draufgekommen, dass ich eh schon lange angekommen bin."

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