"Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und Lanzen zu Winzermessern"

20. Dezember 2023, 06:57

Wenn der Krieg zur bedrohlichen Realität geworden ist und allerorts an Material und Rhetorik nicht ab-, sondern aufgerüstet wird, wird eine Stelle aus dem Buch Jesaja zur ersehnten Wirklichkeit: "Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht mehr das Schwert, Nation gegen Nation, und sie erlernen nicht mehr den Krieg. Haus Jakob, auf, wir wollen gehen im Licht des Herrn." (2,4f.)

Schwerter und Lanzen, die Waffen des Krieges, sollen verwandelt und umgeformt werden zu Werkzeugen des Friedens, um Felder und Weingärten zu bebauen. Das, was tötet, soll umfunktioniert werden und fortan dem Leben den Weg bereiten. Und das, so Jesaja, führt schließlich dazu, den Weg aus der Finsternis des Hasses in das Licht Gottes zu finden.

Diese Sehnsucht Jesajas, von der finsteren Logik der Vernichtung wegzukommen und sich am Licht Gottes zu orientieren, hat womöglich ein fernes, feines Echo in Paul Celans Gedicht "Einmal" gefunden. An dessen Ende heißt es:

"Eins und Unendlich,
vernichtet,
ichten.

Licht war. Rettung."

Ich verstehe diese Zeilen so: Celan bearbeitet und deformiert das Wort "vernichtet" so lange, bis es zunächst zu "ichten" und schließlich zu "Licht" wird. Vernichten - ichten - Licht. Die Parallele zu Jesaja ist dann diese: Wie aus dem sprachlichen Material von Vernichten am Ende Licht wird, so sollen aus Schwertern Pflugscharen und aus Lanzen Winzermesser entstehen. Es ist, finde ich, das Vertrauen in die große Kraft der Veränderung, die wir in diesen Tagen vor Weihnachten vom Propheten Jesaja besonders lernen können.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler