Georges Prêtre dirigiert Brahms, Strauss & Ravel

31. Dezember 2023, 11:03

Pastoral und walzerseelig - und doch keineswegs harmlos! - geht es zu in der Silvester-Matinee mit Georges Pretre und den Wiener Philharmonikern. Die heutige Konzertaufnahme aus dem Ö1-Archiv entstand im November 2006 im Großen Musikvereinssaal und vereint Werke von Brahms, Strauss und Ravel.

Zu Beginn steht die Zweite Symphonie von Johannes Brahms. Während sich der Schaffensprozess seiner "Ersten" über 14 lange Jahre hinzog, entstand sie schon kurz darauf und innerhalb nur weniger Monate in der Kärntner Sommerfrische 1877. Brahms selbst brachte das Werk immer wieder mit dem sommerlichen Alpenidyll in Verbindung, so schrieb er beispielsweise an seinen Freund Eduard Hanslick: "Der Wörther See ist ein jungfräulicher Boden, da fliegen die Melodien, daß man sich hüten muß, keine zu treten" - kein Wunder also, dass die lyrische "Zweite" oft als ein Spiegel idyllischer Naturerfahrung gedeutet wurde. Im zweiten Konzertteil bildet der Wienerisch-beschwingte Dreivierteltakt die Gemeinsamkeit von zwei zeitnah zueinander entstandenen Stücken, die ansonsten wenig gemein haben. In der "Rosenkavalier"-Suite nach Richard Strauss' Erfolgsoper von 1911 scheint die spätromantisch-walzerseelige Welt zunächst noch in Ordnung. Maurice Ravels zwischen 1906 und 1920 entstandene bedrohlich-groteske "La valse" hingegen mutet wie die Darstellung des Zusammenbruchs einer Epoche an. Verfasst unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges, wird der Wiener Walzer hier zu einer "fantastischen und tödlichen Art eines Derwischtanzes", wie es Ravel formulierte, umgedeutet.

(Sarah Schulmeister)

Sendereihe

• Matinee

Gestaltung

• Bernhard Fellinger