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APA/AFP/MIKE NELSON

Radiokolleg

Vagabondage - Vom Gehen und Bleiben (1)

Landstreicherei oder ungebundenes Umherziehen

Zu den zahlreichen abfälligen Bezeichnungen für Menschen, die ohne dauerhaften Wohnsitz unterwegs sind, gehört auch jene des Vagabunden oder der Vagabundin. Vagabondage in ihren historischen und zeitgenössischen Facetten zu beleuchten, haben Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber in ihrem gleichnamigen Sammelband unternommen. Dieses Radiokolleg bringt Ausschnitte daraus und zeigt, wie eng verknüpft kapitalistische Produktionsweisen mit Migrationsbewegungen und soziale Abwertungen mit romantischen Idealisierungen sind.

Über wandernde und umherziehende Menschen ist nur wenig bekannt. Aufgrund der prekären Quellenlage sind vage, oft tendenziöse Fantasien entstanden. So liest man von der historischen "Landstreicherei" meist nur in alten Gerichtsakten. Auf der anderen Seite stellt das ungebundene Umherziehen in fernen Ländern bis heute ein populäres Lebensgefühl dar. Beides gilt es zu hinterfragen.

Zeitgemäße künstlerische und historische Auseinandersetzungen kritisieren althergebrachte Sprech- und eurozentristische Sichtweisen. Sie lösen die überlieferten Zeichen aus hegemonialen Deutungszusammenhängen und lesen sie neu. Und sie eröffnen Handlungsräume, in denen Solidarität praktiziert wird.

Service

Radiokolleg-Podcast

Angelika Kopecny: Fahrende und Vagabunden. Ihre Geschichte. Überlebenskünste, Zeichen und Straßen. Berlin: Wagenbach 1980.

Edward P. Thompson: Die Entstehung der englischen Arbeiterklasse. Aus dem Englischen übersetzt von Lotte Eidenbenz, Mathias Eidenbenz, Christoph Groffy, Thomas Lindenberger, Gabriele Mischkowski, Ray Mary Rosdale, Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987

Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber: Vagabondage. Historische und zeitgenössische Facetten des Vagabundierens in Wien. Wien: Sonderzahl 2022

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