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Punkt eins
Sudan: Ein Land auf der Flucht
Die Vertreibungskrise im Sudan nimmt katastrophale Ausmaße an. Gäste: Ishraga M. Hamid, Autorin, Politikwissenschafterin, Menschenrechtsaktivistin; Christoph Pinter, Leiter UNHCR Österreich. Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
9. Jänner 2024, 13:00
2019 hatten der jetzige sudanesische Staatschef Fattah al-Burhan und sein damaliger Vize Mohamed Hamdan Dagalo gemeinsam den langjährigen Machthaber Omar al-Bashir gestürzt. Im April vergangenen Jahres entbrannten Kämpfe zwischen den einstigen Verbündeten. Seitdem kämpft die Armee unter al-Burhan gegen die so genannten Rapid Support Forces (RSF) von Dagalo. Zuletzt haben sich die Kampfhandlungen bedenklich ausgeweitet; in den vergangenen Wochen drangen RSF-Kämpfer in den landwirtschaftlich bedeutenden Teilstaat Jezira südöstlich der Hauptstadt Khartum vor.
Die Folge: eine eskalierende Vertreibungskrise, die sich laut der zum Jahreswechsel herausgegebenen Watchlist des International Rescue Committee (IRC) zur größten humanitären Krise des Jahres 2024 auswachsen könnte. Die regionale Hauptstadt Wad Madani, die bisher als "sicherer Hafen" galt, wird nun zur "Todesfalle" für Zivilist:innen, warnt auch das Rote Kreuz: Hunderttausende Menschen fliehen aus der Region, viele davon zu Fuß und ohne zu wissen, wohin.
Nach Angaben der Vereinten Nationen sind derzeit bereits über 7 Millionen Menschen innerhalb des Sudan auf der Flucht. Hunderttausende fliehen auch über die Grenzen, etwa in den benachbarten Südsudan. Somit wächst der Druck in der ganzen, ohnehin instabilen Region weiter an. Beiden Seiten in dem Konflikt werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, vor allem der RSF. Aus der Region Darfur kommen Berichte über Plünderungen und Massaker an Zivilist:innen sowie von systematischer sexueller Gewalt; das Afrikanische Zentrum für Friedensstudien (ACJPS) spricht von einem "Krieg gegen Frauen".
Christoph Pinter leitet das Österreich-Büro des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, das zuletzt eindringlich appellierte, die "humanitäre Katastrophe" im Sudan "nicht zu vergessen". Die Autorin und Politologin Ishraga M. Hamid wurde im sudanesischen Bundesstaat White Nile geboren, wo laut UNHCR derzeit die Versorgung von rund einer Million südsudanesischen Geflüchteten und Binnenvertriebenen auf der Kippe steht. Sie lebt seit 1993 in Wien und engagiert sich unter anderem gegen Rassismus und für Frauenrechte. Ishraga Hamid und Christoph Pinter sprechen mit Xaver Forthuber und unseren Hörer:innen über die Situation der Zivilbevölkerung im Sudan. Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
Sendereihe
Playlist
Untertitel: Franz Schubert
Titel: Quintet in E-Flat Minor, Op. 87_ III. Largo
Ausführende: Trio Wanderer & Christophe Gaugue
Länge: 02:30 min
Label: Harmonia Mundi
Untertitel: Johannes Brahms
Titel: Trio No. 3, Op. 101 en Ut Mineur_ II. Presto Non As
Ausführende: Christophe Gaugue & Trio Wanderer
Länge: 03:30 min
Label: Harmonia Mundi
Untertitel: Robert Schumann
Titel: Piano Quartet in E-Flat Major, Op. 47_ II. Scherzo. Molto vivace
Ausführende: Trio Wanderer & Christophe Gaugue
Länge: 03:24 min
Label: Harmonia Mundi