Zeit-Ton
Zum Tod von Michael Radulescu
Wiederholung eines "Zeit-Ton"-Porträt aus Anlass des Ablebens des Komponisten und Organisten.
9. Jänner 2024, 23:03
Am 23. Dezember 2023 ist Michael Radulescu verstorben. Der deutsch-österreichischer Komponist, Organist und Hochschullehrer deutsch-rumänischer Herkunft hatte am 19. Juni des vergangenen Jahres seinen 80. Geburtstag gefeiert. 1943 in Bukarest geboren, wuchs Radulescu in einer Musikerfamilie auf. Mit drei Jahren hörte er erstmals eine Musik, die ihm für sein weiteres Leben als Interpret wie als Komponist maßstäblich bleiben sollte: Johann Sebastian Bach. Der Kern alles Komponierens sei der Moment bei Bach, "wo die Horizontale mit der Vertikalen gleichberechtigt wichtig sind, das heißt das polyphone Element, der Kontrapunkt, die Linearität, aber auch die Harmonik, das Zusammenklingen, der Zusammenklang. Das ist ein Glücksfall in der Geschichte, der sich nicht mehr wiederholt hat", so Radulescu im "Zeit-Ton" Porträt, das Andrea Zschunke im Jahr 1994 gestaltet hat. Wir wiederholen aus gegebenem Anlass diese Sendung mit Ausschnitten aus Radulescus Kompositionen "Ebla's Song of Praise" sowie "Versi" für Sopran und Orgel.
Michael Radulescu hat das Gesamtwerk Bachs eingespielt, er wirkte als Komponist und Dirigent. Zudem war er Professor für Orgel an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Dort prägte er von 1968 bis 2008 Generationen von Organistinnen und Organisten. "Was ich von seinen Kursen mitgenommen habe, ist der ganz starke Wunsch, Musik rhetorisch zu sehen, die Menschen mit einer Dramaturgie anzusprechen, die packend ist. Das hat ganz viel mit seiner Beschäftigung mit alter Literatur zu tun, auch mit Bibeltexten", erzählte Organist Wolfgang Kogert zu Radulescus 80. Geburtstag im "Zeit-Ton Magazin". Immer sei das Bemühen um eine starke Form, eine starke Aussage im Mittelpunkt gestanden. Als Komponist waren für Radulescu neben Bach vor allem Paul Hindemith, Anton Webern, Arnold Schönberg, György Ligeti und Olivier Messiaen von Bedeutung.
Gestaltung: Andrea Zschunke