Frau hält ein Smartphone in Händen

PICTUREDESK.COM/WEST61/JOSEFFSON

Radiogeschichten Spezial

Der Ö1 Essay von Byung-Chul Han

Der Ö1-Essay
Byung-Chul Han: "Die Krise der Narration"
Es liest Julian Loidl

Erzählungen bringen das Bindende, das Verbindende und das Verbindliche hervor. Dadurch stiften sie Gemeinschaft und beseitigen Kontingenz, also das Zufällige, das Unverbindliche, meint der Philosoph Byung Chul Han in seinem Essay "Die Krise der Narration".

Doch gerade da, wo heute vieles so beliebig und zufällig geworden ist, ist vermehrt vom Storytelling die Rede, gerade in den Medien. Und zwar inmitten einer großen Desorientierung und Sinnleere, die unsere Informationsgesellschaft charakterisieren. Storytelling bedient zwar ein tief empfundenes Bedürfnis nach Erzählung, aber letztlich bringt es nur Erzählungen in Konsumform hervor. Erzählung und Werbung fallen in eins. Der Kapitalismus eignet sich die Erzählung an: Storytelling ist Storyselling. Dadurch verlieren Erzählungen ihre ursprüngliche Kraft.

Das allgegenwärtige Storytelling vermag die Informationsgesellschaft nicht in eine Erzählgemeinschaft zurückzuverwandeln, meint Byung Chul Han. Erzählung und Information sind Gegenkräfte. Der inflationäre Gebrauch von Narrativen weist paradoxerweise auf eine Krise der Narration hin. Diese narrative Krise hat allerdings eine lange Vorgeschichte. Byung-Chul Hans Essay spürt ihr nach.

Service

Aus: Byung-Chul Han: "Die Krise der Narration", Matthes & Seitz Verlag

Sendereihe

Gestaltung

  • Peter Zimmermann

Übersicht