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Wie wirtschaften wir zukunftsfähig?

Aus dem ORF RadioKulturhaus in Wien. Im Zeit-Raum: Johannes Kaup im Gespräch mit dem Sozioökonomen Andreas Novy, der ÖGB-Chefökonomin Helene Schuberth und dem Nachhaltigkeitsforscher Fred Luks

Wir leben in einer Welt im Umbruch. Sichtbarste Zeichen dafür sind die Klimakrise, die Zunahme geopolitischer Konflikte und der erodierende soziale Zusammenhalt. Vieles, was heute noch als normal erscheint, wird es angesichts der planetaren Herausforderungen bald nicht mehr sein.

Zwar gibt es in unserer Gesellschaft mittlerweile weitgehend einen Konsens darüber, dass wir uns nachhaltig entwickeln wollen. Damit der Wunsch aber Wirklichkeit wird, müssen - vor allem die westlichen Gesellschaften - konsequent ihren Umweltverbrauch reduzieren. Die ökonomische Glaubensüberzeugung, dass das mittels Effizienzsteigerungen, Wachstum und Technik lösbar sein würde, erweist sich zunehmend als Irrtum. Denn Effizienzgewinne wurden bislang durch Mehrverbrauch und Konsumsteigerung wieder zunichte gemacht. Um ökologische Belastungsgrenzen wirksam einhalten zu können, braucht es kluge Pläne, wie klimafreundliche Produktionsprozesse ausgebaut werden, und zugleich wie klimaschädliche rückgebaut werden. Das bietet Chancen, wird aber auch Widerstände hervorrufen. Der Markt wird das jedenfalls nicht von selbst regeln.

Um in einer zukunftsfähigen Welt zu leben, braucht es eine große Transformation. Wenn wir das Beste an unserer Lebensweise und die ökologischen Belastungsgrenzen bewahren wollen, müssen wir das Wirtschaften ändern. Zukunftsfähiges Wirtschaften ist nicht nur notwendig, sondern auch möglich. Dazu braucht es aber ein Nachdenken über Belastungsgrenzen, Suffizienz und Verschwendung, Grundversorgung, sozialökologische Infrastrukturen und Alltagsökonomie.

Wie wirtschaften wir zukunftsfähig? Wie erreichen wir ökologische Zukunftsfähigkeit, ohne dabei schwerwiegende soziale und wirtschaftliche Verwerfungen zu erzeugen? Welche Regeln, Maßstäbe und Verbote braucht es dafür? Welche Rolle könnte für eine große Transformation eine Ökonomie der Großzügigkeit spielen? Und was ist unsere Rolle dabei als BürgerInnen und KonsumentInnen?

Andreas Novy ist Leiter des Institute for Multi-Level Governance and Development und Professor für Sozioökonomie an der Wirtschaftsuniversität Wien. Zudem ist er Präsident der Internationalen Karl Polanyi Society (IKPS). In seinen Forschungen beschäftigt er sich seit Jahrzehnten mit Fragen der sozialökologischen Transformation. Andreas Novy ist Autor des Buches "Zukunftsfähiges Wirtschaften - Herausforderungen der sozialökologischen Transformation"

Helene Schuberth leitet seit Mai 2022 das Volkswirtschaftliche Referat des ÖGB. Zuvor war sie in verschiedenen Positionen in der Oesterreichischen Nationalbank tätig, zuletzt fungierte sie als Leiterin der Auslandsanalyseabteilung. Sie war in den Jahren 2007/08 wirtschaftspolitische Beraterin des österreichischen Bundeskanzlers und später des österreichischen Bundespräsidenten. Sie studierte an der Universität Wien, der Wirtschaftsuniversität Wien und an der Harvard University Ökonomie. An diversen Universitäten unterrichtete sie Wirtschaftswissenschaften. In ihren Publikationen beschäftigte sie sich unter anderen mit geld- und fiskalpolitischen Fragestellungen.

Fred Luks hat in Hamburg und Honolulu Volkswirtschaftslehre studiert, war Gastprofessor an der Universität Hamburg und Nachhaltigkeitsmanager eines großen österreichischen Unternehmens. Luks baute das Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit an der Wirtschaftsuniversität Wien auf und wurde dessen erster Leiter. Aktuell ist er als Berater, Vortragender und Autor von zehn Büchern selbständig. Sein jüngstes Buch heißt "Ökonomie der Großzügigkeit - Wie Gesellschaften zukunftsfähig werden" (Transcript-Verlag)

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  • Andreas Wolf

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