APA/ROLAND SCHLAGER
doublecheck - das Ö1 Medienmagazin |
Die Radikalisierung der Begriffe
Das rechtsextreme Geheimtreffen in Potsdam hat in der politischen Debatte etwas ins Rutschen gebracht. Nicht nur in Deutschland, wo Hunderttausende zur Verteidigung der Demokratie auf die Straße gegangen sind, sondern auch in Österreich. Wie berichten über die "Gefahr von rechts" - die gern undifferenziert propagiert wird? Und welche Rolle haben die Medien in einem Wahljahr, das mit einer Radikalisierung der Begrifflichkeiten begonnen hat?
2. Februar 2024, 19:05
Der Journalismus ist in einem Dilemma, aber er muss damit umgehen. Soll man über politische Randfiguren wie den Rechtsextremisten Martin Sellner berichten oder erledigt man damit nur dessen Geschäft? Und soll man verharmlosende Begriffe verbreiten, die dann die politische Debatte dominieren? Differenzierung und Kontextualisierung sind das Gebot der Stunde, wenn sogar der Bundeskanzler schon beginnt, den politischen Gegner als rechtsextrem zu framen. Im redaktionellen Tagesgeschäft kommt das aber oft zu kurz. #doublecheck hat mit Journalisten aus Österreich und Deutschland gesprochen, die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak schätzt die Entwicklung ein.
Viel Theater um das Potsdamer Treffen
Einmal mehr ist eine journalistische Recherche so brisant und spannend, dass sie im Theater landet. Das Berliner Ensemble und das Volkstheater haben aus den Recherchen der Plattform "correctiv" in Potsdam eine szenische Lesung gemacht. Auch Recherchen von "Dossier" zu OMV, Red Bull und Missbrauch im Skisport waren schon im Volkstheater zu sehen. Die Geschichte, angelehnt an jene der früheren Skirennläuferin Nicola Werdenigg, ist jetzt im Kino. Sie hat im Interview mit dem "Standard" über ihre Missbrauchs-Erfahrungen erzählt. Hauptdarstellerin Gerti Drassl hat auch schon an "Dossier"-Inszenierungen mitgewirkt. Wie ergänzen sich Theater, Film und Journalismus? Wenn die Recherchen zu komplex werden, wie berührt uns die Kunst? Darüber hat #doublecheck unter anderem mit Gerti Drassl und Volkstheater-Autor Calle Fuhr gesprochen. Demnächst auf der Bühne: René Benko.
"exxpress" vor der De-Radikalisierung?
Die ÖVP-nahe Website "exxpress", die vom Investor Alexander Schütz finanziert und von Eva Schütz betrieben wird, hat sich von Chefredakteur Richard Schmitt getrennt. Der Abgang steht zeitlich in Zusammenhang mit einem Mordaufruf gegen ORF-Mitarbeiter in den Kommentaren auf der Website, der erst nach öffentlicher Kritik gelöscht worden ist. Dass es einen Zusammenhang mit dem Einstieg von Raiffeisen bei "exxpress" geben könnte, wie kolportiert wird, will Eva Schütz nicht kommentieren. Sie kündigte aber an, dass das Informationsangebot ihres Mediums "breiter" werden soll. Bisher ist die Website vor allem durch Putin-freundliche Meldungen und die Dramatisierung von angeblichem Linksextremismus aufgefallen, wie der Medien-Watchblog Kobuk in einer Analyse zeigt.
Moderation und Gestaltung: Nadja Hahn und Stefan Kappacher