Voll verplant

5. Februar 2024, 06:57

Ich habe manchmal das Gefühl, wir Menschen sind heutzutage von Plänen umzingelt. Ständig lese ich irgendwo die Wörter: Budgetplan, Ernährungsplan, Urlaubsplan, Karriereplan.

Manche Pläne sind aberwitzig langfristig gedacht. Ich habe vor vielen Jahren in einer Spedition gearbeitet und da hat mich die Personalchefin tatsächlich gefragt: "Herr Eckel, wo sehen sie sich in fünf Jahren?" Ich habe innerlich laut auflachen müssen, weil ich oft am Vormittag froh bin, wenn ich meinen Nachmittag im Griff habe.

Doch wir wollen eben mit Plänen Kontrolle über unsere Zukunft erlangen. Man vergisst manchmal die positive Seite des Ungeplanten, des Kontrollverlusts. Im März 2020 entfernte die erste Corona Pressekonferenz in meinem Kalender sämtliche Pläne - bis auf den Weltspartag. Und ich weiß, ich stehe vielleicht mit dieser Meinung alleine da, aber ich empfand den ersten Lockdown als verblüffend angenehm. Mein Alltag wurde endlich still und er reduzierte sich auf die Dinge, die ich am besten kann. Spazieren gehen, Germteig beobachten und bei Monopoly verlieren. Der zweite, dritte Lockdown war bei weitem nicht mehr so schön, weil ihm die Überraschung fehlte.

Ich denke mir gerade jetzt in der jetzigen hektischen, dauererregten Zeit, wäre ein weltweiter Lockdown wirklich nicht die schlechteste Idee. Natürlich ohne Fledermaus, ohne Virus und bitte, bitte ohne Pressekonferenzen. Einfach, dass die ganze Welt einmal kurz auf die Pause-Taste drückt.

Ich glaube auch persönlich, dass die großen Glücksmomente des Lebens nicht im Vollziehen von Plänen liegen, sondern sie schlummern oft genau im genauen Gegenteil, im Kontrollverlust. Beim Eis essen, beim Tanzen und auch in der Sexualität entsteht doch oft erst die Ekstase, wenn wir währenddessen die Konsequenzen Übergewicht, Knöchelbruch und eine mögliche ungeplante Schwangerschaft ausblenden.

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