Menschenbilder
Menschenbilder: Renate Winter und die Kinderrechte
"Gerechtigkeit ist ein großes Wort." Zum 80. Geburtstag von Renate Winter, ehemalige Präsidentin der UNO-Kinderrechtskommission.
(Wiederholung von Sonntag 14.05 Uhr)
6. März 2024, 00:05
Sie war auf schwierigsten UNO-Missionen im Einsatz: in Rwanda und im Kosovo, danach Vorsitzende des Sondergerichtshofs für Sierra Leone. In vielen Staaten und Funktionen hat sie gedient, als Juristin, als Richterin und Beraterin - vor allem im Interesse derer, die lange keine Stimme hatten und vielerorts immer noch kaum haben: der Kinder und Jugendlichen.
Nach ihrem Studium entschied Renate Winter sich für eine Stelle als Jugendrichterin. Viele rieten ihr ab: In diesem Bereich könne man keine Karriere machen. Und doch fand sie engagierte Kolleg:innen und gute Arbeitsmöglichkeiten im damaligen Jugendgerichtshof in Wien-Landstraße. Bis heute bedauert sie die Abschaffung dieses Gerichts, in dem verschiedene Berufsgruppen unter einem Dach zusammenarbeiteten.
Renate Winters Leben nahm eine Wende, als sie nach 15 Jahren Tätigkeit als Richterin ein Modellgesetz für Jugendgerichtsbarkeit erstellte, im Auftrag des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung UNODC. Renate Winter wurde in mehr als 40 Länder zu Vorträgen und Fortbildungen eingeladen und konnte dazu beitragen, rückständige Gesetze zu reformieren, wie mit ihrem Entwurf für ein Mustergesetz über Kinder als Opfer und Zeugen von Verbrechen.
Bei ihren Missionen nach verheerenden Bürgerkriegen und Massakern galt es, juristische Aufbauarbeit zu leisten. Und, so gut oder schlecht es ging, Versöhnung zu ermöglichen. Gerechtigkeit war in diesem Zusammenhang oft "ein großes Wort", wie sie feststellt. "Wenn ich etwas als Richterin gelernt habe, dann, dass alles, was ein Mensch sich ausdenken kann, gut oder böse, möglich ist. Und dass ein Mensch unglaublich böse sein kann - und dass ein Mensch unglaublich gut sein kann. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Das ist manchmal höchst betrüblich und manchmal sehr beruhigend."
Ihre letzte Funktion hatte Renate Winter als Mitglied und zeitweilig Präsidentin der UNO-Kinderrechtskommission. Diese begleitet in Zusammenarbeit mit den Regierungen der unterzeichnenden Staaten die Umsetzung der UNO-Kinderrechtskonvention vom 20. November 1989.
Vieles ist seither geschehen - und sehr vieles bleibt zu tun, resümiert Renate Winter: Denn überall, in der Gesellschaft wie in den Familien, betreffen Probleme und Krisen zuerst und am tiefsten die Kinder.
Am 8. März feiert Renate Winter ihren 80. Geburtstag. Die "Menschenbilder" gratulieren und wiederholen eine Sendung vom Februar 2022.