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Punkt eins

Woran der "gesunde Wettbewerb" in der Wirtschaft krankt

Der freie Markt und seine Absprachen - wem nützt Wettbewerb und wie lässt er sich sicherstellen? Gast: Dr. Michael Böheim, Senior Economist, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO). Moderation: Xaver Forthuber. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at

Ein freier Markt braucht fairen Wettbewerb - das klingt einleuchtend und entsprechend beliebt sind Aussagen in diese Richtung von Politiker:innen und Wirtschaftstreibenden. Die Rundfunk-Regulierungsbehörde RTR freute sich jüngst über die gesunkene Anzahl von Kund:innenbeschwerden über Telekom-Anbieter - und führte das auf eine "gesunde Wettbewerbssituation" zurück: "Keiner kann es sich leisten, seine Kunden schlecht zu behandeln".

Was genau macht Wettbewerb zwischen Mitbewerber:innen auf dem Markt so gesund - und warum funktioniert es so oft nicht? Verboten sind "abgestimmte Verhaltensweisen, die eine Verhinderung, Einschränkung oder Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken" - so beginnt das österreichische Kartellgesetz. Aber genauso verlockend sind diese "Verhaltensweisen" anscheinend auch. Ein Urteil wegen "wettbewerbsbeschränkender Absprachen" bei der Vergabe von Studien gegen die ehemalige Familienministerin Sophie Karmasin wurde Anfang März höchstgerichtlich bestätigt. Fast ebenso großes Medieninteresse erzeugten die Schuldsprüche gegen sieben Unternehmer im Prozess um ein Straßenbau-Kartell letzte Woche in Eisenstadt. In beiden Fällen tritt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als Verfolgerin auf.

Auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) hat in Österreich ein scharfes Auge auf Vorgänge, die zu einer Marktmachtkonzentration und damit zu einer Einschränkung des Wettbewerbs führen könnten - insbesondere bei Unternehmenszusammenschlüssen. Vielleicht nicht scharf genug: Übernahmen, mit denen man sich gleich große Marktanteile mitkauft, seien in der Vergangenheit zu oft "durchgewunken" worden, argumentiert WIFO-Ökonom Michael Böheim in einer soeben erschienen Studie.

Oligopole, also Situationen, in denen wenige große Unternehmen sich den Markt de facto aufteilen, gibt es nicht nur, aber auch in Österreich, so der Bericht. Und das betrifft auch "systemrelevante" Branchen: An der Spitze der Statistik steht der Lebensmitteleinzelhandel, wo vier große Handelsketten zusammen auf über 90 % der Marktanteile kommen. "Horizontale Absprachen", also wettbewerbswidrige Vereinbarungen zwischen direkten Mitbewerber:innen auf der selben Stufe der Wertschöpfung, können jedoch nur selten nachgewiesen werden - auch wenn es für uns Konsument:innen zuweilen stark danach aussieht: Konvergente Preisentwicklung oder parallele unternehmerische Handlungen können auch "natürliche" Effekte des Marktes sein.

Ist Konkurrenz wirklich automatisch ein Segen - für die Marktvielfalt, die Innovation, die Kund:innen? Was kann "Wettbewerbspolitik" leisten, auf welche Arten kann sie gestaltet werden und sind wir uns überhaupt über ihre Ziele einig? Wie ist die gelebte Praxis in Österreich?

Michael Böheim ist zu Gast bei Xaver Forthuber. Was sind Ihre Eindrücke, als Unternehmer:in oder Konsument:in - was sind Ihre Fragen? Reden Sie mit: Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at

Sendereihe

Gestaltung

  • Xaver Forthuber

Playlist

Untertitel: Wolfgang Amadeus Mozart
Titel: Piano Sonata No. 1 in C Major, K.279: III. Allegro
Ausführende: Daniel Barenboim
Länge: 03:16 min
Label: DGG

Untertitel: Wolfgang Amadeus Mozart
Titel: Piano Sonata No. 2 in F Major, K.280: III. Presto
Ausführende: Daniel Barenboim
Länge: 03:00 min
Label: DGG

Untertitel: Muzio Clementi
Titel: Sonata in E-Flat Major, Op. 8 No. 2: III. Allegro
Ausführende: Aldo Antognazzi
Länge: 03:16 min
Label: EPSA MUSIC

Untertitel: Muzio Clementi
Titel: Sonata Op. 5, No. 1 in B flat major: ll. Rondo - Allegro con spirito
Ausführende: Aldo Antognazzi
Länge: 03:15 min
Label: EPSA MUSIC

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