Xaver Bayer

APA/HERBERT NEUBAUER

Tonspuren

Der Schriftsteller Xaver Bayer

Als Künstler müsse man zumindest mit einem Fuß im Abseits stehen, sagt Xaver Bayer, nur so könne man erkennen, was die Gesellschaft in ihrer Betriebsblindheit nicht sehe. Am Rand oder wie aus dem geschäftigen Alltag gefallen, so wirken auch manche Protagonisten des Schriftstellers, wenn sie sich durch das Studentendasein treiben lassen, oder durch einen Flughafen; wartend und beobachtend, denkend und träumend.

Für seinen Erzählband "Geschichten mit Marianne" erhielt Xaver Bayer 2020 den Österreichischen Buchpreis. Die 20 Erzählungen über die beiden Protagonisten - ein männlicher Ich-Erzähler und seine Freundin Marianne - beginnen mit Alltäglichem, mitunter Banalem: mit einem Flohmarktbesuch, einem Gang in den Keller, um Einmachgläser zu holen oder einem Einkauf. Bald aber rutschen sie ins Schaurige, Surreale, gar Dystopische: In einer Geschichte schrumpft der Protagonist im Floating-Institut auf die Größe eines Käfers und wird vom Abfluss des Schwimmbeckens verschluckt. In einer anderen liefert sich das Paar mit der Polizei ein aussichtsloses Feuergefecht aus dem Fenster seiner luxuriösen Innenstadtwohnung. Weitergesponnen aus dem Hier und Jetzt driften die "Was wäre, wenn"-Geschichten in Parallelwelten, in andere Raumdimensionen.

Xaver Bayer schreibt nicht bei sich zuhause. Arbeitsorte zu finden gestaltet sich für den Autor, Jahrgang 1977, immer schwieriger - echte Freiräume gäbe es in der kommerzialisierten Welt immer weniger, sagt er. Er lässt sich durch die Stadt treiben, am liebsten in den Morgenstunden, sucht Cafés ohne Hektik und ohne dauerbeschallende Musik. Wenn er einen Einfall hat, greift er zu Stift und Zettel und schreibt los. Plan hat er keinen - wie bei Free-Jazz lässt er sich von einer Welle mitnehmen, mischt sich ein und lässt sich dennoch tragen, ohne im Vorhinein zu wissen, wohin seine Prosaminiatur führen wird.

"Die Wirklichkeit ist immer anders."
Der österreichische Autor Xaver Bayer

Gestaltung: Johanna Steiner
Mit Dörte Lyssewski und Philip Scheiner
Gitarre und Komposition: Andreas Haidecker
Redaktion: Claudia Gschweitl

Service

Geschichten mit Marianne, Jung und Jung, 2020
Wenn die Kinder Steine ins Wasser werfen, Jung und Jung, 2011
Die durchsichtigen Hände, Jung und Jung, 2008
Wildpark, Edition Korrespondenzen, 2019
Walden, unveröffentlicht, 2022

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Sendereihe

Gestaltung

  • Johanna Steiner

Übersicht

Playlist

Komponist/Komponistin: Andreas Haidecker
Titel: Musik für verlassene Häuser (Auftragswerk, unveröffentlichte Aufnahme)
Ausführende: Andreas Haidecker/Gitarre
Länge: 09:55 min

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