With the lights out, it's less dangerous

5. April 2024, 06:57

"With the lights out, it's less dangerous. Here we are now, entertain us." Diese Zeilen leiten den Refrain des wohl berühmtesten Nirvana-Songs "Smells like Teen Spirit" ein. Heute vor 30 Jahren beging dessen Dichter und Interpret Kurt Cobain Suizid.

"With the lights out, it's less dangerous". Das wäre vielleicht auch ein passender Titel für eine Biografie Kurt Cobains. Der nämlich hat unter dem "Licht" der Öffentlichkeit ziemlich gelitten. Schon als Sohn getrennter Eltern in der Kleinstadt. Später wurde im Rampenlicht seine Drogensucht unübersehbar. Für Cobain, der am Ende häufig allein in seiner Villa im Schrank saß und Gitarre spielte, speiste sich die Sehnsucht, im Dunkeln bleiben zu können, aus einem Leben im Rampenlicht, das keinen seiner Fehler unausgeleuchtet ließ.

Auch Skandalberichterstattung lebt vom Spiel mit Licht und Dunkelheit. Da werden Wahrheiten "ans Licht" gebracht. Im digitalen Zeitalter können wir dabei immer mehr von der Welt ausleuchten. Das führt zu einer Empörungskultur, die Menschen kurz ins Rampenlicht stellt, um sie dann mit einem kräftigen Shitstorm in eine dunkle Zukunft zu wehen. Etwa die junge Frau, "Dog poop girl" genannt, deren Hund sein großes Geschäft in der U-Bahn von Seoul verrichtete und die die Hinterlassenschaften nicht aufhob. Sie wurde skandalisiert, identifiziert, öffentlich beschämt.

Am Todestag von Kurt Cobain sollten wir uns als Gesellschaft daran erinnern: Wir brauchen eine Ethik des Skandals. In einer Zeit, in der jeder Mensch im Netz Öffentlichkeit herstellen kann, müssen wir fragen: Welche Normüberschreitungen sind so gewichtig, dass sie "ans Licht gebracht" werden müssen? Und wann sollten wir als Gesellschaft die Scheinwerfer ausschalten, wissend: "With the lights out, it's less dangerous"?!

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