Der Siegeszug der Sojabohne und das Menschenzeitalter

11. April 2024, 13:00

Nach mehr als einem Jahrzehnt hat die International Union of Geological Sciences die Bezeichnung "Anthropozän" als eine neue geologische Epoche, die durch die Präsenz des Menschen definiert ist, endgültig zurückgewiesen. Die Belege ließen zu viele unterschiedliche Interpretationen zu, der Zeitrahmen ist zu kurz gewählt, lautet die Begründung.

Gut so, sagt Ernst Langthaler, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes-Kepler-Universität Linz. Die Idee eines Anthropozäns, eines von Menschen gekennzeichneten Zeitalters, verbirgt mehr, als sie zeigt, ist er überzeugt.

Tatsächlich sei es nicht "der Mensch", der diese Veränderung bewirkt habe, denn Mensch und Natur haben über Hunderttausende von Jahren koexistiert. Erst die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts produzierte jene Wirtschaftsform, die Spuren von menschlicher Aktivität in der Form von radioaktiven Elementen, Kunstdünger, Mikroplastik und CO2 geologisch nachweisbar macht. Wir sollten daher von einem "Kapitalozän" sprechen, argumentiert Ernst Langthaler.

Im Gespräch mit Moderator Philipp Blom erläutert der Sozial- und Wirtschaftshistoriker seine These anhand eines konkreten Beispiels. Die Entwicklung dieses Zeitalters lässt sich besonders an einem Schlüsselprodukt darstellen: Der Sojabohne.

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