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Gedanken für den Tag
Lord Byron und das Freiheitspathos
Wolfgang Müller-Funk, Literaturwissenschaftler, zum 200. Todestag von Lord Byron.
16. April 2024, 06:57
Tagebuch 16. Jänner 1814
Was mich betrifft, habe ich durch den Segen der Gleichgültigkeit meine politischen Ansichten zur tiefsten Abscheu vor den bestehenden Regierungen vereinfacht; (
) der erste Augenblick einer allumfassenden Republik würde mich zum Anwalt eines einzigen und unwidersprochenen Despotismus machen.
Mit 21 Jahren wird George Byron Mitglied des englischen Oberhauses. Schon seine Jungfernrede erregt Aufsehen: Er stimmt gegen eine Gesetzesvorlage, die das Zerstören von Webstühlen zum Kapitalverbrechen erklären soll. Die Union von England und Irland bezeichnet er als "Vereinigung des Hais mit seiner Beute".
Seinem Freiheitspathos wird Byron in seinem Engagement für die griechische Freiheitsbewegung im Kampf gegen das Osmanische Reich treu bleiben. Byrons "Don Juan" verschlägt es sogar in die Ägäis. Sich an die großen Taten der alten Griechen erinnernd, beklagt der zum Freiheitskämpfer mutierte Don Juan die marginale Stellung der gegenwärtigen Griechen. Gern schlüpft der Dichter bei Lesungen in das Kostüm seiner Heldenfiguren:
Vom Berg ist Marathon umragt
Und Marathon schaut auf die See;
Dort träumt ich einst, der Morgen tagt,
es weicht des Vaterlandes Weh.
Verweil ich an der Perser Gruft,
Hauch ich der Freiheit Blütenduft. (III;86)
Service
Richard Schuberth, "Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des Griechischen Unabhängigkeitskrieges", Verlag Wallstein
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Robert Schumann 1810 - 1856
Vorlage: George Gordon Noel Lord Byron 1788 - 1824
Titel: Manfred op.115 - Ouvertüre in es-moll zu Lord Byrons dramatischen Gedicht
Orchester: Los Angeles Philharmonic Orchestra
Leitung: Carlo Maria Giulini
Länge: 13:36 min
Label: DG 4474442