Einige Hundert österreichische Männer folgen dem Aufruf des "Free Austria Movement" und stehen Schlange vor einem Rekrutierungsbüro der britischen Streitkräfte in London.

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Radiokolleg

Free Austrian Movement (1)

Für ein unabhängiges Österreich

Unter diesem Namen schließen sich in London Ende 1941 österreichische Exilorganisationen zusammen. Das Ziel des Free Austrian Movement - der Freien Österreichischen Bewegung - ist es, die Alliierten und den Widerstand gegen das NS-Regime zu unterstützen und sich für die Befreiung Österreichs einzusetzen.

Großbritannien wird zum Endpunkt von mehr als 27.000 Flüchtlingen aus Österreich. Als Anlaufstelle der Geflüchteten dienen Exilorganisationen mit politisch unterschiedlichen Ausrichtungen wie die "Austrian League", "Young Austria" oder das im Frühjahr 1939 gegründete Austrian Centre im Londoner Stadtteil Paddington. Doch sie verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Wiederherstellung Österreichs als unabhängiges Land. Das ist einer "Deklaration österreichischer Vereinigungen in Grossbritannien" zu entnehmen, die am 3. Dezember 1941 verlautbart wird. Dort heißt es, es werde als Pflicht erachtet, den Freiheitskampf zu unterstützen und für den Sieg Großbritanniens, der Sowjetunion und ihrer Alliierten mit allen Kräften einzutreten. Zu diesem Zweck wolle man die Österreicher und Österreicherinnen mobilisieren und die Widerstandsfront stärken. Zu den Unterzeichnern gehören auch Einzelpersonen aus Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft, wie Elias Canetti, Anna Mahler oder Julius Meinl. Es ist der Gründungsmoment des Free Austrian Movement, der von zwei Ereignisse begünstigt wird: Im Juni 1941 ist die Sowjetunion an der Seite von Großbritannien in den Krieg eingetreten und nur zwei Monate später wird vom britischen Premierminister Winston Churchill und vom US-amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt die Atlantikcharta unterzeichnet.

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Literatur

Charmian Brinson u. a., Wien - London, hin und retour. Das Austrian Centre in London 1939 bis 1947, Czernin Verlag
Charmian Brinson & Richard Dove, A Matter of Intelligence: MI5 and the Surveillance of anti-Nazis refugees, 1933-50, Manchester University Press
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Großbritannien 1938-1945. Einleitungen, Auswahl und Bearbeitung von Dr. Wolfgang Muchitsch, Reihe Österreicher im Exil, Österreichischer Bundesverlag
Ernst Fettner, Geh' du voran: Ein Jahrhundert. Herausgegeben von Jana Waldhör, Clio Graz
Jana Waldhör, Zeitspiegel. Eine Stimme des österreichischen Exils in Großbritannien 1939-1946. New Academia Press
Sonja Frank (Hrsg.), Young Austria. Österreicherinnen im britischen Exil 1938 - 1947. Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich. Theodor Kramer-Gesellschaft
Wolfgang Muchitsch, Mit Spaten, Waffen und Worten. Die Einbindung österreichsicher Flüchtlinge in die britischen Kriegsanstrengungen 1939-1945, Europaverlag
Susanne Scholl, Elsas Großväter, Picus Verlag


Links
Theodor Kramer Gesellschaft
Verein Kunstplatzl
Research Centre for German & Austrian Exile Studies (EXILE)

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