ORF/JOSEPH SCHIMMER
Radiogeschichten
Das Glühen von Seele und Welt
"Glühen". Von Theodora Bauer. Es liest Julia Schranz
29. Mai 2024, 11:05
Eine junge Frau reist in die Berge. In der altmodischen Pension einer kauzigen Vermieterin möchte sie Abstand gewinnen, ihr stressiges Leben in der Stadt zurücklassen. Lima, so nennt sich die Protagonistin, unternimmt trotz sommerlicher Hitze Wanderungen durch die beinahe menschenleere Gegend. Wie im Reigen drehen sich ihre Gedanken dabei um die brennenden Themen der Zeit, um ihr eigenes Begehren und um ihr Forschungsgebiet, die Darstellung weiblicher Sexualität bei Arthur Schnitzler. Aus Raum und Zeit gefallen scheint die anregende Begegnung mit einem jungen Mann, der am Berg mit einer Sense Heu mäht.
Wie durch ein Brennglas verstärkt sich das Glühen von Seele und Welt in der Abgeschiedenheit. Die schwerwiegenden Probleme der Gegenwart ragen selbst in die Abgeschiedenheit hinein. Der Wald knistert vor Trockenheit unter den Schritten der Protagonistin.
Theodora Bauer, Jahrgang 1990, veröffentlicht mit dreiundzwanzig Jahren ihr Romandebut "Das Fell der Tante Meri" (Picus). Ihr zweiter Roman "Chikago" (ebda) thematisiert die Amerikaauswanderung aus ihrem Heimatland Burgenland. Bauer publiziert Essays und Theaterstücke. Im Feber 2024 feierte ihr Stück "Kleine Geister" am Schauspielhaus Salzburg Premiere. Sie moderierte die Literatursendung "literaTOUR" auf Servus TV.
Service
Aus: Theodora Bauer, "Glühen", Rowohlt, 2024