APA/EVA MANHART
Punkt eins
Sportwetten: Glück? Geschick? Gefahr!
Österreichs Sonderweg bei Sportwetten, seine Folgen und ein offener Brief. Gäste: Dr. Monika Lierzer, Klinische Psychologin, Fachstelle für Glücksspielsucht Steiermark & Dr. Jens Kalke, Dipl. Politologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg. Moderation: Barbara Zeithammer. Anrufe 0800 22 69 79 | punkteins(at)orf.at
12. Juni 2024, 13:00
Neukundenbonus, Extras und viel Werbung: Sportwetten locken dieser Tage mehr denn je mit dem schnellen Gewinn in einer geselligen Runde. Die simple Wuchtl-Wette war einmal. Aus dem Zeitvertreib ist ein globales Milliardengeschäft geworden und Wettanbieter sind mit die größten Sportsponsoren in allen Bereichen. Die Suchtgefahr von Sportwetten sei stark gestiegen, mahnen Expertinnen und Experten angesichts der wachsenden Zahl von Spielsüchtigen und appellierten am Montag vor einer Woche in einem offenen Brief an die Politik, zu handeln.
"Sportwetten weisen das zweithöchste Suchtpotenzial nach dem Automatenspiel auf", sagt Monika Lierzer von der Fachstelle für Glücksspiel in Graz. Rund 100.000 Personen gelten hierzulande als wettsuchtgefährdet; fast jeder Dritte, der eine Sportwette abschließt, hat ein Problem, zeigen Studien.
Einen gesetzlichen, bundesweiten Spielerschutz wie beim Glücksspiel gibt es bei Sportwetten in Österreich allerdings nicht, denn Österreich ist das einzige Land in der EU, in dem Sportwetten nicht als Glücksspiel gelten, sondern als "Geschicklichkeitsspiel". Das Argument: Kenntnis und Geschick stünden im Vordergrund. Doch gerade der Glaube an die eigene Expertise, ist eine Falle, sagt die klinische Psychologin Monika Lierzer, denn durch das Detailwissen übersieht man leicht, wie viele Zufälle am Ende für einen Sieg oder eine Niederlage sorgen.
Der Politologe Dr. Jens Kalke hat gemeinsam mit dem deutschen Suchtforscher Tobias Hayer im Auftrag der Stabstelle Spielerschutz im BMF 2019 eine Studie "Zur Untersuchung zum Zufallscharakter und der Risikopotenziale von Sportwetten" durchgeführt. Der deutsche Wissenschaftler vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung (ZIS) der Universität Hamburg forscht seit vielen Jahren zu Spielanreizen und Risikopotenzialen. Die Studienautoren haben für ihre Arbeit mehrere "Tippstudien" analysiert und kommen zum Schluss: "Unter evidenzbasierten Gesichtspunkten sind öffentliche Sportwettangebote mit geldwertem Einsatz und Geldgewinnmöglichkeiten als Glücksspiele zu klassifizieren. Deshalb sollten Sportwetten im rechtlichen wie politischen Sinne zur Kategorie der Glücksspiele zählen".
Wie verhält es sich mit Glück und Geschick, wer ist gefährdet, welche Rolle spielt die Werbung und was weiß man über das spezifische Risikopotenzial von Sportwetten? Wie gehen Forschende vor und welche Folgen hat die Tatsache, dass Sportwetten in Österreich nicht als Glücksspiel gelten? Was empfehlen und fordern Expertinnen und Experten aus der Suchtprävention von politischen Entscheidungsträgern? Und wie finden Menschen aus der Spielsucht heraus?
Jens Kalke und Monika Lierzer sind Gäste bei Barbara Zeithammer und wie immer freuen wir uns über Ihre Teilnahme am Gespräch: Rufen Sie an unter 0800 22 69 79 kostenfrei aus ganz Österreich oder schreiben Sie ein E-Mail mit Ihrer Frage an punkteins(at)orf.at
Service
Offener Brief: "Sportwetten = Glücksspiel"
Fachstelle Glücksspielsucht
wette-glueck
Genug gespielt: das Online-Selbsthilfetool
Untersuchung zum Zufallscharakter und der Risikopotentiale von Sportwetten
Stabstelle Spielerschutz im BMF
Sendereihe
Gestaltung
- Barbara Zeithammer
Playlist
Untertitel: Eric Burden
Titel: House of the Rising Sun
Ausführende: Francesca Belmonte
Länge: 01:57 min
Label: EMI
Untertitel: CHARLIE DANIELS, WILLIAM J. DIGREGORIO, JOHN CRAIN, FRED EDWARDS, CHARLES FRED HAYWARD, JAMES W. MAR
Titel: Devil Went Down to Georgia (Re-recorded Version)
Ausführende: Lynn Anderson
Länge: 03:31 min
Label: Slam Music
Untertitel: Jerry Garcia
Titel: Loser
Ausführende: Jerry Garcia
Länge: 04:10 min
Label: Warner Bros.